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Lützerath: Fridays for Future Krefeld reicht Fachaufsichtsbeschwerde gegen Polizeipräsident Dirk Weinspach ein (mit dem Dokument als PDF)

Die Menschen schreiben:

So. Wir sitzen in Krefeld in unseren Zimmern und wussten nicht, wie wir von hier aus Lützerath besser helfen können. Wir haben Fachaufsichtsbeschwerde gegen den Aachener Polizeipräsidenten eingereicht. Damit für immer klargestellt wird, dass JEDER, auch die Polizei Aachen, die Verantwortung für diese Räumung trägt und genügend Gründe vorbringen KANN, anders zu handeln. Und ein Polizeipräsident NICHT in der Öffentlichkeit verbreiten kann, dass nur stummer Gehorsam möglich sei.

(Wir rechnen nicht damit, dass das NRW Innenministerium auf die Fachaufsichtsbeschwerde reagiert. Aber wir hoffen, damit noch einmal in den Fokus zu holen, wie/warum man bei dieser Räumung – auch mit Anweisung zum Einsatz – NICHT mitwirken sollte.)“
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Hier der Text der Fachaufsichtsbeschwerde mit allen Fakten & Argumenten zum Download: Fachaufsichtsbeschwerde Weinspach_FridaysForFuture Krefeld 03.01.23
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Lützerath ruft den Tag X aus – Infos & Termine von Michael Zobel:

Liebe Wald- und Naturschützer*innen, liebe Pressevertreter*innen, liebe Mitmenschen,
es wird ernst, der Tag X ist gekommen, Lützerath braucht uns alle …
Seit 2. Januar hat RWE alle Zufahrtstraßen abgesperrt, jetzt geht es nur noch per Fahrrad oder zu Fuß in den Ort und zur Unterstützung der mutigen Menschen dort. Die Reulungsvorbereitungen laufen gegen jede Vernunft auf Hochtouren, unter hanebüchenen Vorwänden und Lügen hat die endgültige Zerstörung von Lützerath begonnen. Große Maschinen überall, massive Erdbewegungen, Baumfällungen, alles geschützt von Hundertschaften der Polizei, NRWE wie wir es kennen.
Aber noch stehen die denkmalgeschützten Häuser und Höfe, noch steht die Friedenslinde von 1650, noch bewohnen geschützte Tiere ihre Winterquartiere. Und damit das so bleiben kann, ist ab sofort ganz viel Unterstützung an ganz vielen Plätzen nötig:
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Wie gesagt, die Anreise nach Lützerath ist nicht mehr mit dem Auto möglich, dann eben zu Fuß oder per Fahrrad. Holzweiler und Keyenberg sind nach wie vor zugänglich, und die Mahnwache Lützerath bleibt bis mindestens 9. Januar erreichbar.
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Mittwoch, 4. Januar, 15 Uhr an der Eibenkapelle, angesichts der zunehmenden Repression laden wir ein zum Gottesdienst.
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Freitag, 6. Januar, 15 Uhr, Eibenkapelle in Lützerath, Gottesdienst und Häusersegnung am Dreikönigstag, ebenso Gottesdienst im Anschluss an den Dorfspaziergang kommenden Sonntag, 8. Januar.
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Sonntag, 8. Januar, großer Dorfspaziergang mit Eva Töller und Michael Zobel, der MaWa und vielen Unterstützer*innen, Details wie Treffpunkte (bisher Holzweiler, 10 Uhr, „Landstraße“, Höhe Friedhof, bitte im Ort parken), von da gemeinsamer Spaziergang nach Lützerath zur Mahnwache, Uhrzeit und weitere Details werden zeitnah nochmals bestätigt (unter anderem auf  http://naturfuehrung.com/).
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Montag, 9. Januar, Anmeldung der Mahnwache Lützerath endet, bis dahin ist sie legale Anlaufstelle und damit frei zugänglich!
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Montag, 9. Januar, 12 Uhr, Pressekonferenz Polizei Aachen im Polizeipräsidium Aachen, Anmeldung unter 0241-9577 21211 oder pressestelle.aachen[at]polizei.nrw.de
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Dienstag, 10. Januar, Einladung für Bürger*innen: Landrat und Polizei informieren über den Räumungseinsatz in Lützerath, um 17 Uhr im Berufskolleg Erkelenz (Westpromenade 2, 41812 Erkelenz), „wir freuen uns über Ihr Kommen …“, schreibt die Polizei.
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Samstag, 14.1., 12 Uhr, Großdemo in und um Lützerath oder irgendwo in den Feldern zwischen Keyenberg und Lützerath, lassen wir uns von Zäunen aufhalten?
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Der Protest gegen die Räumung wird bunt und vielfältig sein. Wir nehmen unsere demokratischen Rechte wahr, treten ein für die fossilfreie Zukunft und stellen uns dagegen, dass Klimaaktivismus kriminalisiert wird. Am Samstag, 14. Januar um 12 Uhr demonstrieren wir zwischen Dorf und Kohlebagger und fordern: Lützerath bleibt!
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Mehr zur aktuellen Entwicklung rund um Lützerath und NRWE auf
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Erinnert sich wer? 2018 haben wir wichtige Teile des Hambacher Forstes retten können, dasselbe schaffen wir auch in Lützerath!
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In diesem Sinne wünschen wir uns ein erfreulich aktivistisches neues Jahr und ein reulungsfreies 2023 – wir sehen uns an der Kante!
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Bis bald, im Wald, in den Dörfern, auf den Straßen oder vor den Baggern,
Eva Töller, Michael Zobel, Gerd Schinkel, Todde Kemmerich, Lützi bleibt, Alle Dörfer bleiben, Mahnwache Lützerath, Kirchen im Dorf lassen und viele weitere Unterstützer*innen

Vom Zauber der Eiben und der Geschichte der Eibenkapelle

Werden auch Maria und das Jesuskind aus Lützerath vertrieben werden?

Es gibt ein kleines ökumenisches Gotteshaus in Lützerath, genauso improvisiert und fragil wie manches von den Strukturen der Aktivisti, die in Lützerath von Neuem versuchen, was an den zweitausend Jahre alten Lebensentwurf der Apostelgeschichte erinnert: Alle aber, die Vertrauen gefasst hatten, waren zusammen und teilten alles, was sie hatten. Sie verkauften ihren Besitz und ihr Vermögen und verteilten den Erlös an alle, je nachdem jemand Not litt.

Die fünfeckige Einfassung direkt am Ortseingang wird seit ihrer Wiederentdeckung im Sommer 2021 „Eibenkapelle“ genannt. Alte Karten zeigen an dieser Stelle ein kleines, als Gotteshaus gekennzeichnetes Gebäude. In den 1850er Jahren wurde hier ein Wegekreuz aufgestellt. Die Vorgänger des inzwischen vertriebenen Bauern Eckhardt Heukamp haben das Grundstück der Kirche geschenkt. Bis heute gehört es zum verbliebenen Fonds der aufgehobenen und abgebaggerten Pfarre Immerath. Der verantwortliche zentrale Pfarrer in Erkelenz weigert sich, den Nutzungsvertrag mit dem Energiegiganten RWE Power AG zu kündigen.

Die Eibenkapelle hat ihren Namen von einem Kranz von Eiben, die wie schützend rings um die Einzäunung wachsen. Die alten Bäume wölben sich wie ein Dach über dem gemauerten Fünfeck und schaffen einen Eindruck von Geborgenheit und Bewohntheit – trotz der Schaufelradbagger, die sich in etwa zweihundert Metern Entfernung Tag und Nacht drehen und die Zerstörung des gemeinsamen Hauses Erde befeuern.

Der lange verlassene Ort wird mittlerweile von den unterschiedlichsten Menschen gepflegt und ist mit Zeugnissen ihres persönlichen Glaubens geschmückt: Neben einer kleinen Buddhastatue aus dem indischen Patna stehen hier ein Franziskus aus Belo Horizonte in Brasilien, ein Foto der von Bodenspekulanten ermordeten brasilianischen Ordensfrau Dorothy Stang, eine Dreifaltigkeitsikone, eine Marienikone und eine von einem Menschen im Revier geschaffene moderne Ikone, die vom „Hambiretter“ Arnold von Arnoldsweiler erzählt. Beim vorläufig letzten Gottesdienst in der Keyenberger Kirche entzündete ein jugendlicher Aktivist am ersten Advent 2021 ein Licht an deren verlöschendem ewigen Licht und brachte es in die Eibenkapelle, wo es seitdem brennt.

Am 1.8.2021 kam hier der ca. 420 km lange Kreuzweg für die Schöpfung mit einem gelben Kreuz an. Das Kreuz wurde zu Fuß von Gorleben bis zu diesem Standpunkt im Rheinischen Braunkohlerevier getragen. Als der protestantische Bischof von Hannover von der Wiederentdeckung der kleinen Kapelle erfuhr, sprach er von einem „Fingerzeig“ Gottes.

Doch NRW-Innenminister Reul zieht wieder in den Kampf für CO2-Emmissionen, obwohl der Rechtstreit um den von ihm verursachten, bis dato teuersten Polizeieinsatz in NRWs Geschichte noch nicht ausgestanden ist. Das Verwaltungsgericht Köln betrachtet die Räumung des Hambacher Waldes als rechtswidrig; mit brachialer Verwaltungsgewalt musste der Minister die Stadtverwaltung und den Rat Kerpen zwingen, gegen dieses Urteil Berufung einzulegen. Die grüne Vorarbeit von Minister Habeck und Ministerin Neubaur nutzte ihm zunächst nichts, sein eigener Parteifreund, der Erkelenzer Bürgermeister Muckel, weigerte sich, die Polizei Aachen für die Räumung Lützeraths anzufordern, bis der Heinsberger Landrat Pusch die Räumungsverfügung schließlich unterzeichnete.

In Aachen ist die Polizei dennoch längst auf den Einsatz vorbereitet. Und so bleibt bei allen, denen die Zukunft der Schöpfung am Herzen liegt, die bange Frage: Wird das Jesuskind (auf der Muttergottesikone) nach Weihnachten, im Januar, aus Lützerath geräumt werden?

Aktive Menschen der ökumenischen Initiative DIE KIRCHE(N) IM DORF LASSEN feiern hier regelmäßig Gottesdienst und haben bereits angekündigt, dass sie in den drohenden letzten Tagen dieser Kapelle dort bis zum Ende ausharren wollen.

In alter Zeit sagte man den Eiben nach, sie besäßen die Macht, das Böse abzuwehren. Ob ihr Zauber auch in Lützerath wirkt?

 

Anselm Meyer-Antz / Die Kirche(n) im Dorf lassen

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