„Sie wollen den Krieg nutzen, um die Kohle künstlich zu beatmen“: Tagebau-Betroffene warnen vor Klimakatastrophe bei späterem Kohleausstieg

Berlin (Pressemitteilung „ADb“). Das Bündnis „Alle Dörfer Bleiben“ zeigt sich erschrocken über die Vorstöße von deutschen Politikern, wegen des russischen Angriffskriegs Kohle- und Atomkraftwerke länger als geplant zu betreiben. Im Angesicht der Klimakatastrophe, deren bedrohliches Ausmaß durch den neuen Bericht des Weltklimarats (IPCC) diese Woche wieder bestätigt wurde, sei eine möglichst schnelle Vollversorgung mit erneuerbaren Energien notwendig. Nur so sei Frieden dauerhaft zu sichern. Das Bündnis will weiter um alle von der Abbaggerung bedrohten Dörfer kämpfen, insbesondere um den akut bedrohten Ort Lützerath am Tagebau Garzweiler II in Nordrhein-Westfalen.

„Es ist einfach widerlich zu sehen: Diejenigen, die die Abhängigkeit von russischem Gas herbeigeführt haben – die Bremser der Energiewende wie NRWs Wirtschaftsminister Pinkwart und Sachsens Ministerpräsident Kretschmer – wollen jetzt den Krieg nutzen, um die Kohle künstlich zu beatmen“, ärgert sich David Dresen von Alle Dörfer Bleiben über die Vorschläge aus den Braunkohleländer NRW, Brandenburg und Sachsen, den Kohleausstieg nach hinten zu schieben.

„Der neue IPCC-Bericht zeigt deutlich, dass wir vollständig auf erneuerbare Energien setzen müssen, wenn wir überleben wollen. Zudem müssen wir darüber reden, wie wir unseren Energieverbrauch drastisch senken können. Entschlossene Klimapolitik ist jetzt wichtiger denn je, um dauerhaft Frieden zu sichern“, sagt Dorothee Häußermann von Alle Dörfer bleiben.

Der neue IPCC-Bericht warnt eindringlich vor den Folgen der derzeitigen Klimapolitik. Der Bericht betont, dass jenseits von 1,5 Grad Erderhitzung die Risiken für die Menschheit extrem ansteigen. Bei zwei Grad werde es in vielen Gegenden nicht mehr möglich sein, genügend Nahrung zu erzeugen. Bei Temperaturen über 50 Grad, wie sie in Australien, dem Nahen und Mittleren Osten und Teilen Nordamerikas immer häufiger auftreten, sei kein dauerhaftes Leben möglich. Derzeit ist die Menschheit auf dem Weg, den Planeten um weit mehr als zwei Grad zu erhitzen. Ein späterer Kohleausstieg in Deutschland würde diese Katastrophe weiter verschärfen.

„Heute ist die Zeit zu Ende, in der RWE Bäume am Tagebau fällen darf. Ohne unseren Widerstand wäre der Ort Lützerath schon längst zerstört“, kommentiert David Dresen aus dem benachbarten Dorf Kuckum. „Doch die Lage ist weiterhin angespannt, denn trotz der Warnungen des IPCC-Berichtes gräbt sich der Kohlekonzern auf die 1,5 Grad Grenze zu. Die Landesregierung muss RWE verpflichten, die Kohle im Boden zu lassen und sie muss Rechtssicherheit für den Erhalt aller Dörfer schaffen!“

Am 28. Februar endete die Rodungssaison, jedoch hat RWE die Möglichkeit eine Sondergenehmigung für weitere Rodungen zu beantragen. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster über die vorzeitige Enteignung des Landwirts Eckardt Heukamp steht weiterhin aus. Am Wochenende nach dem erwarteten Gerichtsurteil soll es eine Großdemonstration in Lützerath geben. Mehrere hundert Menschen leben seit Monaten im Dorf, um sich sich gegen die geplante Zerstörung des Ortes durch die Landesregierung und RWE zu stellen.