Umwelt-Initiativen richten Büro- und Infozentrum in Lützerath ein

Erkelenz (Pressemitteilung „Alle Dörfer bleiben“). Heute haben mehrere Umweltverbände und Organisationen der Zivilgesellschaft Außenstellen ihrer Büros im Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler eröffnet. Der Kohlekonzern RWE will Lützerath abreißen, um die Kohle darunter zu verbrennen. Um 10 Uhr morgens bezogen Vertreter*innen der Verbände gemeinsam ihre neuen Räumlichkeiten im Hof von Eckardt Heukamp, der bis vor Kurzem noch erfolglos gegen seine Enteignung für den Tagebau geklagt hatte. Die Verbände setzen mit der Aktion zivilen Ungehorsams ein Zeichen für den Erhalt des Dorfes und gegen die Energiepolitik der Landesregierung NRW. An der Aktion sind insgesamt 11 Gruppen und Verbände beteiligt, unter anderem die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“, Campact, Alle Dörfer Bleiben, das Umweltinstitut München und die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt.

„Durch die Verlegung unseres Büros sagen wir klar: Lützerath ist ein Herzstück der Klimabewegung und die Zerstörung des Dorfes ist nicht ohne unseren Widerstand zu haben!“ erklärt Michael Schwarz für das Bündnis Alle Dörfer Bleiben.

Da das Gebäude offiziell bereits im Eigentum von RWE ist, handelt es sich bei der Eröffnung der Büros um einen Akt des zivilen Ungehorsams. Die NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur und Bundeswirtschaftsminister Habeck (beide Grüne) hatten Anfang Oktober mit RWE vereinbart, dass das umkämpfte Lützerath für den Tagebau Garzweiler II weichen muss und der Kohleausstieg in NRW auf 2030 vorgezogen wird. Die Bundesregierung hat gestern im Kabinett die Umsetzung dieser Vereinbarung beschlossen. RWE will Lützerath nun diesen Winter abreißen lassen. Die an der Büro-Verlegung beteiligten Verbände kritisieren, dass durch die Verfeuerung der unter Lützerath liegenden Kohle Deutschlands Beitrag zur Einhaltung der 1,5°-Grenze unerreichbar wird.

Christoph Bautz, Geschäftsführer von Campact: “Der Beschluss eines beschleunigten Kohleausstiegs des Kabinetts kommt einem trojanischen Pferd gleich. Von außen betrachtet stellt sich RWE nun auch hinter das Ausstiegsdatum 2030. Schaut man jedoch in die Details der Vereinbarung, soll die jährliche Kohleverbrennung sogar bis dahin gesteigert werden. Eine Farce für den Klimaschutz. Was wir für einen wirksamen Kampf gegen den Klimawandel aber dringend benötigen, ist ein echter Kohleausstieg – ohne Hintertür. Dafür streiten wir in Lützerath.”

Lützerath wird derzeit von über 100 Klimaaktivist*innen bewohnt. Für den Fall eines Räumungsversuches haben über 10.000 Menschen öffentlich angekündigt, sich schützend vor das Dorf zu stellen – unter ihnen die grüne Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger und die bekannte Klima-Aktivistin Luisa Neubauer. Für den 12.11. um 12 Uhr laden zahlreiche Gruppen zu einer großen Demonstration nach Lützerath ein. Vor Ort gibt es zudem jeden Sonntag um 12 Uhr Dorfspaziergänge, bei denen Interessierte sich über den Konflikt informieren können – eine Anmeldung ist nicht nötig.

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Eine Menschenkette vor Eckardt Heukamps Hof in Lützerath. Die Personen tragen Kisten in den Hof, auf denen die Namen der teilnehmenden Organisationen stehen.

#ZADrheinland – verteidigt Lützerath – Who’s Who? – Akteur:innen & Ansprechpartner:innen

Es wird Ernst: RWE bereitet nun ganz konkret den Abriss von Lützerath, die Vernichtung des unersetzlichen Baumbestandes und die Vertreibung der letzten Bewohner vor. Viele Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft sind entsetzt und möchten sich dem engegenstellen. Hier findet Ihr Initiativen, die vor Ort aktiv sind und an die Ihr Euch wenden könnt. Verteidigt Lützerath!

 

Alle Dörfer bleiben (Rheinland) (ADB)
Initiative, in der Betroffene aller Braunkohle-Reviere, Menschen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung sowie solidarische Bürgerinnen und Bürger gemeinsam gegen Zwangsumsiedlung und Klimazerstörung kämpfen.
www.alle-doerfer-bleiben.de
info@alle-doerfer-bleiben.de
Twitter: @AlleDoerfer. Auf Instagram: @alle_doerfer_bleiben
#alledoerferbleiben

 

Die Kirche(n) im Dorf lassen (KiDl)
Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ ist mit Aktionsgottesdiensten überall dort vor Ort, wo Menschen bei Rodungen, Abrissen, Polizeieinsätzen einen Ort der Hoffnung brauchen. Sie kämpft für den Erhalt der bedrohten Kirchen im Rheinischen Braunkohlerevier und betrachtet diesen Einsatz als untrennbar verbunden mit dem Kampf für globale Klimagerechtigkeit.
www.kirchen-im-dorf-lassen.de
die-kirchen-im-dorf-lassen@t-online.de
Twitter: @Kirche_an_Kante

 

Mahnwache Lützerath (MaWaLü)
Mahnwache für den Erhalt der Dörfer. Anlaufpunkt in Lützerath.

Die Mahnwache ist eine angemeldete Versammlung. Niemand – auch nicht Polizei oder Werksschutz – darf Euch daran hindern, dort hinzugehen!
www.mahnwache-luetzerath.org
Twitter: @MaWaLuetzerath

 

Lützerath lebt
Menschen die in Lützerath leben: „Jedes abgerissenes Haus & Baum sind der nächste Schritt für RWE, an die Kohle zu kommen, auf der wir sitzen. Das wollen wir verhindern! Unser (aller) Limit ist die 1,5 Grad-Grenze!“
Twitter: @LuetziBleibt
www.luetzerathlebt.info

 

Unser aller Wald
Waldbesetzung in Keyenberg: „Wir sind die Menschen die einen von Braunkohle bedrohten Wald besetzt haben – Unser aller Wald in Keyenberg. Wir verstehen uns als Teil einer Bewegung, die für einen Systemwandel eintritt. Diese Bewegung schließt auch die Klimagerechtigkeitsbewegung ein. Besonderen Wert legen wir auf den Aspekt Gerechtigkeit und stellen globale und soziale Ungerechtigkeit in den Fokus unserer Kämpfe. Klimagerechtigkeit bedeutet feministisch und anti-rassistisch zu sein und jegliche Form
der Diskriminierung aktiv anzugehen.“

Website

Twitter: @UnserAllerWald

 

Ende Gelände Goes Lützerath

Bauwochenenden, Skillshares, ziviler Ungehorsam: Infos hier.

 

Wi(e)dersetzen Rheinland
Ungehorsam gegen die Vernichtung von Dörfern für Braunkohle!
Twitter: @dersetzen

 

Garzweiler aufkaufen
„Wir sammeln Spenden um den Kauf von Grundstücken, allen voran eine Waldparzelle, im Tagebauvorfeld im Rheinischen Braunkohlerevier zu finanzieren. Mit dem Kauf wollen wir der wachsenden Protestbeweung ihre Orte ermöglichen und zum langfristigen Erhalt der Landschaft beitragen.“
Sammelt Spenden über eine Crowdfunding-Plattform:
www.betterplace.me/garzweiler-aufkaufen-keyenberger-wald
Twitter: @GAufkaufen

 

Lebenslaute
„Unter dem Namen LEBENSLAUTE engagieren sich seit 1986 bundesweit Musiker_innen, einmal jährlich in Chor- und Orchesterstärke. Als offene Musik- und Aktionsgruppe bringen wir überwiegend klassische Musik gerade dort zum Klingen, wo dies nicht erwartet wird: auf Militärübungsplätzen und Abschiebeflughäfen, vor Atomfabriken und Raketendepots, in Ausländerbehörden und an anderen menschenbedrohenden Orten.“
www.lebenslaute.net

 

Menschenrecht vor Bergrecht (MvB)
Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die im Umfeld des Braunkohletagebaus Garzweiler II leben und dort tief verwurzelt sind. Wehren sich juristisch gegen Enteignungen für Kohle.
menschenrecht-vor-bergrecht.de
Twitter: @AkteKeyenberg

 

NGOs
Es gibt diverse NGOs (Non-Governmental-Organization/Nicht-Regierungsorganisation), die sich für den Erhalt der Dörfer einsetzen. Z.b. die Klimaallianz, der BUND, Greenpeace und Campact.

 

„Hier stehen wir – und könnten anders“: Gottesdienste an der Kante am Aktionswochenende 25. bis 27. September

Umfangreiches Programm von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ an der Mahnwache Lützerath

Am letzten September-Wochenende wird es vielfältige Proteste gegen den lebensfeindlichen Tagebau Garzweiler geben, u.a. demonstrieren die „Fridays for Future“ gemeinsam mit „Alle Dörfer bleiben“, auch das Bündnis „Ende Gelände“ hat Aktionen zivilen Ungehorsams angekündigt – um nur diese zu nennen. Auch wir beteiligen uns an diesen Aktionstagen für weltweite Klimagerechtigkeit mit einem umfangreichen Programm – in unseren eigenen Formen des Widerstands. Damit wollen wir allen, die sich an den Demonstrationen oder Aktionen zivilen Ungehorsams aus den unterschiedlichsten Gründen nicht beteiligen können, eine Möglichkeit bieten, aktiv und gemeinschaftlich Solidarität mit den Aktivist*innen zu üben: Hier stehen wir – und könnten anders!

Am Samstagabend beginnen wir mit einer katholischen Messe, in der christliche Positionen zu zivilem Ungehorsam thematisiert werden. Es schließt sich eine Liturgische Nachtwache an („Bleibet hier“ II), in der wir uns in Gebeten, Liedern und Texten solidarisch mit den denjenigen verbinden, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Blockade, im Kessel oder in Polizeigewahrsam befinden. Jede und jeder bleibt, solange es passt, kann kommen und gehen – und wiederkommen. Denn am Sonntagmorgen gibt es – angeboten von „Alle Dörfer bleiben“ – ein offenes gemeinsames Frühstück, zu dem alle herzlich eingeladen sind. Den Abschluss bildet ein weiterer Gottesdienst um 11 Uhr.

 

Argumente für die Überwindung der Ohnmacht

von Dorothee Sölle

Wir sind unterwegs in größerer Hoffnung
Wir haben den längeren Atem
zu uns gehören die Empfindsamen und Unruhigen
Und die nicht verbittern in traurigen Erfahrungen
Und die hierbleiben
nicht weggehen
wohin die Sonne untergeht
noch wegtreten nach innen
die aber erleben wollen
die menschliche Gemeinschaft
wo ausstrahlt das Licht
Bei uns hat schon mal einer
alle geladen zum Fest.

 

Praktisches

Das Erreichen der Mahnwache (Infos & Anfahrt hier) wird an diesem Wochenende sicherlich erschwert werden. Rechtlich muß aber allen der Zugang – mit „zumutbarem“ Fußweg – gewährt werden. Probleme bitte unter 015201339091 melden.

Wenn möglich Sitzgelegenheit mitbringen, für die Nachtwache Essen und Trinken sowie warme und regenfeste Kleidung. Und natürlich halten wir Abstand!

Aktuelle Infos oder Änderungen unter Die Kirche(n) im Dorf lassen.de oder @Kirche_an_Kante.

 

Unser Programm im Überblick:

Samstag, 26. 9.

18 Uhr: Messe

anschließend: Liturgische Nachtwache

Sonntag, 27. 9.

ab 9 Uhr: offenes gemeinsames Frühstück

11 Uhr: Abschluss-Gottesdienst