Zerstörungen: RWE dreht an der Tempo-Schraube

Während die Kohlekommission um ihren Abschlussbericht rang, diesen veröffentlichte und in Politik und Medien die Diskussion um die Deutungshoheit lobrach, legte RWE sowohl in den Grubenranddörfern in Hambach als auch in Garzweiler noch einmal einen Zahn zu und beschleunigte die Zerstörungen. Anwohner berichten aus Keyenberg:

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  1. Letzten Samstag und Sonntag wurden 30 m von bewohnten Häusern entfernt unter dauerhafter Lärm-, Licht- und Schmutzbelastung Pumpstationen gebaut. Das dauernde Hämmern ging beispielsweise am Samstag bis 17.45 Uhr und stoppte erst nur weil wir uns bei RWE telefonisch massiv beschwert haben. Sonntagmorgen ging es ungeachtet dessen weiter. Vorbereitungsarbeiten für weitere Brunnen mitten im Ort sind in der letzten Woche verstärkt worden.
  2. RWE hat am Donnerstag letzter Woche rechtswidrig auf noch nicht verkauften/enteigneten Ackerflächen 5 m breite und 80 m lange Gräben und Wälle gezogen, vermutlich um dort Rohre zu verlegen. Erst nach Einschaltung eines Anwalts ist RWE zurück gerudert und sagt, dass alles ein Versehen war.
  3. RWE hat mitten in der Weihnachtszeit Enteignungen von Ackerflächen auf den Weg gebracht.
  4. RWE hat persönliche Schreiben von Umsiedlern, in denen diese sich um Ausgleichs-Grundstücke und –Häuser bemühen, an unbeteiligte Dritte weitergeleitet. Teilweise direkt aus den Dörfern. Mit der Folge, dass diese persönlichen Planungen rechtswidrig Dritten gegenüber offen gelegt wurden.
  5. Und schließlich heute der Kahlschlag im Keyenberg/Kuckumer Wald. Zur absoluten Unzeit werden uralte Bäume gefällt für eine Grubenrandstraße, die vermutlich nie benutzt wird. Bis zum Wochenende soll da alles versiegelt und asphaltiert werden. Mitten im Wald.

Fazit: RWE interessiert die KoKo-Empfehlung „Landesregierung soll mit Dörfern in Dialog treten“ null. Im Gegenteil: Bevor der Dialog irgendwann vielleicht beginnt, will RWE alles schon zu seinen Gunsten geregelt haben.

Wir machen weiter viel Fernsehen, Radio, Presse, fordern Politiker zur Unterstützung auf. Viele von uns sind am Limit, aber wir kämpfen weiter.

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(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.)

Hubert Weiger (BUND) und Kai Niebert (Deutscher Naturschutzring) auf der Pressekonferenz der Kohlekommission am 26.1. zu Umsiedlungen & Hambacher Wald

Hubert Weiger, Vorsitzender BUND:

„(…) Wir haben es geschafft, als gemeinsam agierende Natur- und Umweltverbände (…), dass das, was am Anfang für uns als BUND eine zentrale Bedingung war, nämlich dass während der Kohlekommissionsarbeit der Hambacher Wald, wie wir sagen (…), nicht gerodet werden darf, (…) dass das nicht nur Dank gewaltigen Bürgerengagements, auch Dank der friedlichen Proteste im Hambacher Forst, letztendlich zu dem jetzigen Beschluss geführt hat, dass der Hambacher Wald erhalten bleiben soll. Das ist ein gemeinsames Ergebnis – gemeinsam heißt, es wird auch getragen von der Industriegewerkschaft Bergbau und Chemie, es wird auch getragen von der Energiewirtschaft, und es hat damit mehr als eine symbolische Bedeutung, denn mit dem, was wir an Einstieg erreicht haben – 3 GW -, kann nicht nur der WALD, sondern es können auch die DÖRFER ERHALTEN bleiben. Das ist ein großer Schritt nach vorne, und es hängt jetzt zentral natürlich von der Umsetzung ab, ob es tatsächlich gelingt, aber es ist ein Mut machendes Signal für die gesamte im letzten Jahr entstandene neue Klimaschutzbewegung in Deutschland. (…)“ –

Kai Niebert, Präsident Deutscher Naturschutzring:

„(…) Die 3,1 GW, die da jetzt zusätzlich von Braunkohle Anfang der 20er Jahre herausgenommen werden müssen, haben auch die Auswirkung über den Hambacher Wald hinaus, da sie auch im Westen geholt werden müssen. Sie wissen, es gibt auch einen großen gesellschaftlichen Konflikt, um die noch anstehenden Umsiedlungen gerade in diesem Bereich, und die 3,1 GW werden zu einer Verkleinerung des Tagebaues in Garzweiler führen können, und dementsprechend haben wir auch eine zusätzliche Anfügung in den Text hineinverhandelt, dass die Landesregierungen und hier speziell die Landesregierung NRW aufgefordert ist, jetzt in den DIALOG mit den Bürgerinnen und Bürgern zu treten, um dort eine LÖSUNG zu schaffen, die die weiteren UMSIEDLUNGEN (zumindest weitestgehend) VERHINDERT. (…)“