Pressemitteilung des Bündnisses „Alle Dörfer bleiben“, Erkelenz: Der Kohlekonzern RWE hat heute morgen begonnen, Bäume direkt vor dem bedrohten Ort Keyenberg am Tagebau Garzweiler zu roden. Erst gestern war bekannt geworden, dass das Bundeswirtschaftsministerium ein Gutachten zurückgehalten hatte, nachdem Keyenberg sowie vier weitere bedrohte Dörfer in der Region gerettet werden können. Mit der Fällung von Bäumen an der ehemaligen L277 fällt der letzte Sichtschutz zwischen Keyenberg und dem Tagebau.
Sabine Caspers aus Keyenberg ist entsetzt: „Wir sind hier im Dorf durch den Tagebau ohnehin täglich der Belastung durch Lärm, Verkehr und Feinstaub ausgesetzt. Dass RWE jetzt kurz vor Weihnachten ein paar hundert Meter vor meinem Haus erneut mit Rodungsarbeiten beginnt, ist unfassbar. Dabei ist durch das Gutachten seit gestern doch klar, dass Keyenberg und die anderen Dörfer bleiben können!“
Gestern, am 16.12.2020, war öffentlich geworden, dass das Wirtschaftsministerium über ein Jahr lang eine Studie der Forschngsinstitute BET und EY unter Verschluss hielt, nach der ein Erhalt von fünf Garzweiler-Dörfern und der Ortschaft Mühlrose in der Lausitz möglich ist. Die Ergebnisse der Studie wurden dadurch nicht bei der Verabschiedung des Kohleausstiegsgesetzes berücksichtigt. Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ fordert wegen dieser Täuschung des Parlaments den Rücktritt von Bundeswirtschaftsminister Altmaier und eine Neuverhandlung des Kohlegesetzes, um den Erhalt der Dörfer sicherzustellen.
David Dresen vom Bündnis „Alle Dörfer Bleiben“ stellt klar: „RWE fühlt sich offenbar durch die neue Sachlage in die Ecke gedrängt und schlägt nun verzweifelt um sich. Doch seit gestern ist endgültig klar, dass unsere Dörfer bleiben können. Wir bleiben hier und sind entschlossener denn je, den Garzweiler Tagebau in die Schranken zu weisen!“
RWE begann bereits Ende Juli unter dem Protest von Dorfbewohner*innen und Klimaschützer*innen, die Landstraße 277 zu zerstören. Im November begannen unmittelbar nach Beginn des zweiten Corona-Lockdowns die Rodungen eines Großteils der Baumallee an der Straße. Das bedeutete die Zerstörung einer wichtigen Sichtschutzlinie zwischen dem Tagebau und dem Zuhause der von der Zwangsumsiedlung bedrohten Menschen. Die Bäume direkt vor Keyenberg wurden dabei zunächst stehen gelassen – dies ändert sich offenbar mit dem heutigen Tag.