Kreuzweg für die Schöpfung von Gorleben nach Garzweiler (bis 1. August)

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Texte

“Die Umwelt ist ein kollektives Gut,
ein Erbe der gesamten Menschheit
und eine Verantwortung für alle.“
[Papst Franziskus, Laudato si]

Traditionen des Widerstands

Im Frühjahr 1988 machten sich Atomkraftgegner*innen in Wackersdorf, dem geplanten Standort einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage, mit einem  Kreuz auf den Weg nach Gorleben – dem geplanten Standort eines sogenannten Endlagers. Sie gingen zu Fuß, in 33 Etappen, über 1200 km.
Mehr als 6000 Menschen beteiligten sich an diesem Kreuzweg für die Schöpfung: Sie drückten damit nicht nur den – auch christlich geprägten – Widerstand gegen die zerstörerische Atomtechnologie aus, sondern auch die Kontinuität der Kämpfe und die Solidarität der Aktivist*innen.

In diese Tradition stellen wir uns, wenn wir erneut zu einem „Kreuzweg für die Schöpfung“ aufrufen und ein Kreuz von Gorleben nach Garzweiler, ins Rheinische Braunkohlerevier tragen. Wir starten mit dem „Gorlebengebet“, laufen über das AKW Grohnde, das Kohlekraftwerk Datteln IV, besuchen die RWE-Zentrale in Essen und enden in Lützerath, dem Dorf  an der Tagebaukante von Garzweiler II, das akut von Zerstörung bedroht ist.

Wir wollen damit den Skandal der schmutzigen Energiegewinnung aus Braunkohle in die Fläche tragen: Im Rheinischen Revier verlieren noch heute Menschen ihre Heimat, werden enteignet. Häuser und Kirchen werden abgerissen, Bäume gefällt, fruchtbarstes Ackerland kommt „unter den Bagger“ – dies für eine Energie, die die Erderwärmung immer weiter anheizt und unter der heute bereits die Menschen vor allem im globalen Süden leiden. Das Rheinische Braunkohlerevier ist der größte CO2-Emmitent in Europa.

Ein gutes Leben für alle in Fülle

Die Schauplätze haben gewechselt, doch das Ziel ist das gleiche: Die  Zerstörung des „gemeinsamen Hauses“ stoppen, gleich ob durch Braun- oder  Blutkohle, Gas, Atom – oder Autobahnen! Die Solidarität der Aktivist*innen vor Ort ist groß, jetzt geht es darum, die verschiedenen Aspekte des gemeinsamen Kampfes und seine unterschiedlichen Akteure zusammen zu führen. Dazu wollen wir symbolisch mit unserer Aktion einen Beitrag leisten. Sie ist offen für alle, für christliche Gruppen und Kirchengemeinden, für Klima-Initiativen und -aktivist*innen, für jede*n, der sich einsetzt für ein gutes Leben für alle in Fülle.

Wir rufen Euch auf

Beteiligt Euch an diesem Kreuzweg für die Schöpfung, für Gerechtigkeit!

Lauft mit – ob eine Stunde, einen Tag, eine Woche!

Macht die Aktion in Eurem Umfeld bekannt! Verbreitet diesen Aufruf!

„Adoptiert“ eine (oder mehrere) Etappen, betreut die Pilger*innen, macht Infostände, Andachten, Konzerte oder Diskussionen – seid kreativ! Ohne Euch geht es nicht – die Streckenführung steht, die
Gestaltung liegt bei Euch.

Lasst uns diesen Kreuzweg zu einem gemeinsamen Projekt der Klimagerechtigkeitsbewegung machen!

Kontakt

E-Mail: info-kreuzweg[a-im-kreis]protonmail.com
Homepage: www.kreuzweg-gorleben-garzweiler.de

Unterstützer*innen

Gorlebener Gebet

Die Kirche(n) im Dorf lassen

BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

Alle Dörfer bleiben (Rheinland)

www.verheizte-heimat.de

Michael Zobel, Wald- und Dorfspaziergänge

Kirchenkreis Jülich

Katholikenrat Düren

Buirer für Buir

Pax Christi Düren

Mahnwache Lützerath (MaWaLü)

Kirchenkreis Aachen

Kirchenkreis Gladbach-Neuss

Diözesanrat Aachen

Lützi lebt! (Lützerath)

Unser aller Wald (Keyenberg)

Klima-Allianz Deutschland

Institut für Theologie und Politik (Münster)

Evangelische Kirche im Rheinland

Anti Atom Plenum Weserbergland

Elektrizitätswerke Schönau (EWS)

Maria 2.0 Köln

BUNDjugend Bundesverband

Ökumenische Institut für Friedenstheolog (OekIF)

Christians for future

greenpeace energy

Teachers for future

Fridays for future Grevenbroich

Gesellschaft für bedrohte Völker, Düsseldorf

Students for future

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V.

Extinction Rebellion, NRW

Fridays for Future Lemgo

Evangelischer Kirchenkreis Essen

JunepA (Junges Netzwerk für politische Aktionen)

Der Kreuzweg für die Schöpfung, der ein Kreuz von Gorleben an den Tagebau Garzweiler trägt, wurde in Hannover von Landesbischof Meister empfangen. Dabei versprach der Bischof, sich beim Aachener Bischof Dieser für ihr Anliegen, für einen sicheren Standort des vom Gorlebener Gebet gestifteten Kreuzes im bedrohten Weiler Lützerath einzusetzen. Dies ist inzwischen geschehen.

„Wir hoffen, dass nach der Katastrophe der letzten Woche, die ja auch das Bistum Aachen erheblich getroffen hat, Bischof Dieser eine klare Position beziehen wird, ein Zeichen setzt – für den Erhalt aller Dörfer, für ein früheres Ende der Braunkohleförderung, für die Bewahrung der Schöpfung,“ so die Theologin Cornelia Senne, die den Kreuzweg mitorganisiert hat.

Bei ihrem Besuch in Hannover hatten die Pilger*innen des Kreuzwegs darüber informiert, dass es – wie erst vor kurzem bekannt wurde – im akut bedrohten Weiler Lützerath noch ein kleines Grundstück gibt, das der Kirche gehört. Bis 2014 stand dort in einer steinernen Umfassung, umgeben von Eiben, ein Kreuz, seitdem ist der Ort vernachlässigt und von Gestrüpp überwachsen.

„Für uns war es fast ein Wunder, damit endlich einen ‚sicheren Ort‘ für das vom Gorlebener Gebet gestiftete Kreuz gefunden zu haben,“ so Cornelia Senne. Keineswegs dürften jetzt Fehler der Vergangenheit wiederholt und dieses Grundstück RWE überlassen werden. Ausdrücklich bat sie: „Helfen Sie mit, dieses Kreuz zu schützen.“

Landesbischof Meister zeigte sich betroffen von der Situation im Rheinland, sprach von einem „göttlichen Fingerzeig“ und versprach: „Ich werde mich diese Woche – noch während Sie unterwegs sind – mit dem [Aachener] Bischof in Verbindung setzen, ein Wort einlegen und mich einsetzen für diesen Ort.“

Nicht nur die Teilnehmenden des Kreuzwegs, sondern auch Menschen im Rheinland zeigten sich hoch erfreut über die Unterstützung. Dr. Anselm Meyer-Antz von der Initiative /Die Kirche(n) im Dorf lassen/: „Hier bietet sich für Bischof Dr. Dieser die Chance, ein Zeichen zu setzen, auf das viele Katholik*innen lange gewartet haben.“

Bei Schloss Oberwerries (Hamm / Westfalen) wurde der „Kreuzweg für die Schöpfung“ durch die Polizei gestoppt. Die Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen haben dem Pilgerzug den religiösen Charakter abgesprochen.

„Auf unserer heutigen 22km-langen Tagesetappe von Beckum nach Hamm haben wir gerade am Schloss Oberwerries eine Rast eingelegt, als die Polizei auffuhr“, so Michael Friedrich vom Organisationsteam. „Die Polizei hat uns unter Androhung von Pfeffersprayeinsatz das Weitergehen verboten.“

Der Vorwurf lautet, es handle sich bei dem religiösen Kreuzweg um eine „nicht angemeldete, politische Versammlung“, u.a. weil politische Fahnen mitgeführt werden. Darauf ist zum Beispiel das Zitat „Diese Wirtschaft tötet.“ von Papst Franziskus zu lesen.

Bei der – aus unserer Sicht – unrechtmäßigen Personalienfeststellung kam es zu einem Handgemenge, bei der Polizist*innen ein Rentnerehepaar von christians for future Aachen zu Boden stießen. Der bekannte Waldpädagoge Michael Zobel wurde in Handschellen abgeführt. Der Kreuzträger Jonas wurde festgenommen und auf das Polizeipräsidium Hamm gebracht.

Nach Intervention mehrerer Pfarrer*innen beider großer Konfessionen durfte der Kreuzweg zwar weitergehen, aber mit der Auflage, ausschließlich explizit religiöse Fahnen und Transparente mitzuführen.

Der „Kreuzweg für die Schöpfung“ ist am 4. Juli am verhinderten Atommüllendlager Gorleben gestartet und führt bis zum rheinischen Braunkohlegebiet Garzweiler. Am 10. Juli wurde die Gruppe beim niedersächsischen Landesbischof Meister empfangen. Ein breites Bündnis von politischen- und religiösen Organisationen unterstützt die Klimaschutz-Aktion.