Ansichten aus Lützerath: „Dieses Loch verschluckt sogar unsere Schreie!“

CN: In diesem Text wird der ableistische Ausspruch eines Polizisten zitiert, der in Lützerath für Bestürzung gesorgt hat – und für viele Fragezeichen. Danke an die beiden Verfasserinnen, dass sie uns an ihren Erlebnissen aus Lützerath, an ihrer so unterschiedlichen und letztlich gleichermaßen schmerzerfüllten Sichtweise und an ihrer Verletzlichkeit teilhaben lassen. Auch Sprache kann Gewalt sein – und nachhaltiger schmerzen als ein Fußtritt!

Danke an Ron Weimann für die ausdrucksstarken Fotos!

 

K: Ich war heute in Lützerath, aber es gibt wenig zu berichten.

I: Ich muss leider berichten, dass es nicht so ruhig war, wie K. schreibt.

K: Die Bagger haben das Haus neben dem Junkerhof weiter abgerissen, die Security stand rum und hat gefroren, die Polizei stand auch rum, hatte schlechte Laune und hat außer der Presse keinen durchgelassen. Ich hab das kleine Kreuz geholt und mich auf die Straße gestellt. Es gab viel Staub, und die Atmosphäre der totalen Zerstörung, die ein Fotograf mit „Endlösung“ betitelte, ist etwas, woran sich wohl jeder nur schwer gewöhnen kann. Das ist schon verrückt, wie seelenruhig die Polizisten da stehen und die braven Bürger bewachen, während hinter ihnen krachend die Welt untergeht. Nach und nach kamen ein paar Aktivisti dazu und haben Fußball gespielt, wie sich herausstellte: als Vorbereitung für eine Aktion. Aber zuerst haben die Polizisten ein paarmal mitgekickt, und die Securities auch. Auf unserer Seite Freude über so viel „Menschlichkeit“.

I: Ich war eben in der Nähe der Lützerather Bushaltestelle, als, während eines Aktivisti-Fußballspiels auf der Straße, zwei oder drei Aktivisti versuchten, über die Abzäunung zu gelangen, und auch rapp-zapp „Team Blau“ in einer Stärke von mindestens dreißig und einige Securities dies verhindern konnten und ein Gerangel der Polizisten auch mit den übrigen Aktivisti begann. Ich war Augen- und Ohrenzeuge geworden, als Mensch an dem mit Klettverschluss befestigtem Polizei-Emblem am Uniform-Oberarm hängenblieb und dieses danach halb lose hing und der Polizist ihn anschnauzte: „Ey, bist Du behindert?!“ – Ich bin daraufhin sofort laut verbal dazwischengefahren und hab ihn mindestens fünf Minuten immer wieder mit seiner Aussage konfrontiert und dass er (vor allem als Beamter) für solch eine diskriminierende Äußerung mal bitte sofort hier vor Ort Stellung beziehen solle. Er hat versucht sich in die Reihe zurückzuziehen, hat dann auch endlich seinen MNS angezogen, und es war ihm durch mein penetrantes verbales „Dranbleiben“ dann wohl irgendwann zuviel und er hat sich hinter die Mannschaftswagen verkrümelt.

K: Das alles ging sehr schnell und war vorbei, bevor ich auch nur mein Handy zücken konnte. Die Polizisten haben die Aktivisti vom Zaun gepflückt und waren wenig zimperlich. Die Aktivisti wurden getrennt und Polizistinnen traten dazwischen, so dass man nur noch einen jungen Mann sehen konnte. Er fragte, auf welcher Rechtsgrundlage er hier abgeführt werde. Der Polizist hat nicht einmal geantwortet. Danach haben sie sich ziemlich seelenruhig ihr Mittagessen abgeholt. Das alles ist so sehr Alltag des Widerstands gegen RWE und gegen die Vernichtung der Braunkohlegebiete, dass es mir kaum ein Wort wert zu sein schien, zu oft habe ich das schon erlebt. Ich komme aus einem gewalttätigen Elternhaus und kann Gewalt sehr schlecht sehen. Gewalt lähmt mich umfassend und macht mich stumm. Den Ausspruch „Ey, bist du behindert?“ habe ich nicht selbst gehört, nur I’s Reaktion mitbekommen. Ich habe ihr einige Male die Hand auf den Rücken gelegt, um sie zu beruhigen und zu erden. Aber sie war so aufgebracht, dass sie es nicht wahrgenommen hat. Sie war den Tränen nahe.

I: Mein immer wiederholtes Nachfragen nach dem Einsatzleiter bzw. dem Kommunikationsbeamten blieb sehr lange ungehört – aber irgendwann stand dann ein älterer Polizeibeamter vor mir.

K: Ein älterer Polizist hat ihr angeboten, vom Ort des Geschehens wegzugehen und mit ihr zu reden. Man konnte förmlich sehen, wie er seine Schulung „Umgang mit schwierigen Bürgern“ auspackte. Aber I. war ganz auf den Polizisten konzentriert, der diesen Ausspruch getan hatte. Vielleicht hat sie das Angebot gar nicht mitbekommen. So was ist auch nicht echt. Die unterhalten sich freundlich mit dir und im nächsten Augenblick schlagen sie freundlich zu. Das kenne ich auch schon.

I: Da auch mit ihm kein „Ausräumen und Klarstellung“ zum besagten Ausspruch des Untergebenen möglich war, habe ich alle „Spalierstehenden“ nochmal lautstark beschworen, dieses Problem doch auch mal in den eigenen Reihen zum Gesprächsthema zu machen, und als Schluss-Satz blieb mir dann nur, der ganzen Truppe nochmal mitzugeben, dass SIE („TEAM BLAU“) es sind, die uns (auch durch solche Aussprüche) radikalisieren.

K: Da hat sie Recht. Das wollte ich dem Polizisten auch sagen. Die ganze Geschichte meines Widerstandes schoss mir durch den Kopf. Aber dann dachte ich mir, es hat keinen Zweck, dem Polizisten das zu erklären, dass gerade die Polizeigewalt zum Widerstand führt. Er hätte es eh nicht verstanden. Gegen drei Uhr bin ich dann gefahren – mit einem schmerzhaften Gefühl der Vergeblichkeit meines Tuns und der Scham darüber, dass ich vor der Gewalt in die Knie gehe, statt aufzustehen. Wir alle und ich alte Frau insbesondere, weil keinerlei Gefahrenpotential verkörpernd, sind der Polizei so egal wie eine Wolke am Himmel.

I: Ich hab dann nicht den Weg genommen, den der Polizei-Mannschaftsführer mir gewiesen hatte, um den Ort zu verlassen, sondern bin hinten weg über Eckardts Wiese erstmal zur Mahnwache, hab mein vorher bereits entzündetes Kerzenlicht bei Maria besucht und bin dann Richtung Mordor geradelt um da mal vier laute Schreie loszuwerden und mich mal richtig auszuweinen. Und selbst da hätte ich mir gewünscht, meine Schreie wären nachgeklungen. NEIN; dieses Loch verschluckt sogar unsere Schreie. Und als ich dann abends vor der Telko, dies erzählte und dann von K. mir anhören musste, dass solche Sprüche doch zur Normalität gehören, da fing ich wirklich an zu zweifeln, ob ICH ALLEINE im FALSCHEN FILM bin?!? Wofür gehen wir als KiDl [Initiative ‚Die Kirche(n) im Dorf lassen‘] denn auf die Straße? – frag ich mich da im Ernst // Ist es nicht GENAU JETZT AN DER ZEIT, all diese lebensverachtenden Strukturen auf breiter Front zu bearbeiten und auch aufs Tapet zu bringen?

K: Die Bilder und die Schreie waren ziemlich überwältigend. Ich hatte Mühe mit dem Straßenverkehr und konnte nicht schlafen. Immer wieder sah ich den jungen Mann, sein Ringen um Würde dort unten im Straßenschmutz, und hörte, wie unglaublich aggressiv der Polizist ihn anbrüllte. All diese Zerstörung, diese Gewalt – wofür?! Was macht das – mit uns allen?! Als I. abends davon berichtete, dachte ich nur noch, ‚in der Schule höre ich das zehnmal am Tag‘. Ich hatte keine Kraft mehr, mich gegen den Polizisten zu wehren, und habe seinen Spruch einfach hingenommen. Aber sie hat schon Recht: Es ist ein Unterschied, ob das Kinder sagen oder Erwachsene. Sie ist nicht im falschen Film. Es ist die Polizei, die die die Bürger und die Benachteiligten gegen Gewalt schützen sollte, statt selbst in Wort und Tat Gewalt zu sein.

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Gottesdienst in Lützerath am Tagebau Garzweiler durch massiven Polizeieinsatz behindert / Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei Aachen

Erkelenz-Lützerath. (Pressemitteilung.) Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ feierte heute mit ca. 80 Menschen in Lützerath am Tagebau Garzweiler einen Gottesdienst, während die RWE power AG Gebäude in dem noch bewohnten Dorf abreißen ließ. Die Abrissarbeiten wurden begleitet durch ein Großaufgebot von Werkschutz und einer Einsatzhundertschaft der Polizei.
„Als sich eine Gruppe überwiegend junger KlimaaktivistInnen diesem Gottesdienst, die von uns ausdrücklich eingeladen waren, mit vorgetragenem Transparent anschlossen, drangen PolizistInnen von zwei Seiten in die Gottesdienstgemeinde ein. Wir sind bestürzt über diesen Verlauf des heutigen Gottesdienstes,“ berichtet Dr. Anselm Meyer-Antz von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“.

Die Theologin Cornelia Senne wurde kurz nach ihrer Predigt von Polizisten umringt, gestoßen und wiederholt auf den Rücken geschlagen. Anderen TeilnehmerInnen erging es ähnlich, sie konnten sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Die Gottesdienstgemeinde wurde schließlich durch eine doppelte Polizeikette getrennt. Die Initiative forderte mehrfach erfolglos eine Erklärung des Einsatzleiters für diese Maßnahme und den Abzug der Polizeikette. Erst nach einer knappen halben Stunde konnte der Gottesdienst fortgesetzt werden.
„Wir protestieren entschieden gegen einen solchen polizeilichen Eingriff in einen Gottesdienst. Der verantwortliche Polizeidirektor Hoff des Polizeipräsidiums Aachen muss diesen Verstoß gegen die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Religionsausübung umgehend erklären“, so Renate Jansen von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“.
Dr. Anselm Meyer-Antz betonte: „Die Zerstörung des Ortes Lützerath durch von RWE power beauftragte Firmen ist die Fortsetzung einer zukunftslosen und gefährlichen Klimapolitik, wogegen wir als christliche ökumenische Initiative regelmäßig zu Gottesdiensten vor Ort aufrufen, um uns so bewusst und aktiv mit religiösen Gesängen, Symbolen und Gebeten für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.“
Angesichts der Sinnlosigkeit der Dörferzerstörung, die zuletzt wieder durch das vom Bundeswirtschaftsministerium unter Verschluss gehaltene Gutachten belegt wurde, ist die massive polizeiliche Repression und das Vorgehen gegen den Gottesdienst unverständlich.

Kontakt: die-kirchen-im-dorf-lassen@t-online.de

Twitter: @Kirche_an_Kante (dort auch Bild- und Videomaterial abrufbar)

Weitere Infos: www.kirchen-im-dorf-lassen.de

Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ kämpft für den Erhalt der bedrohten Kirchen im Rheinischen Braunkohlerevier und betrachtet diesen Einsatz als untrennbar verbunden mit dem Kampf für globale Klimagerechtigkeit.

Rückhalt für den Widerstand in Lützerath: Kurt Claßen kauft vor Ort eine Wiese

18.1.2021

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,

sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Pinkwart,

sehr geehrte Frau Landsberg,

 

ich habe in Lützerath eine Wiese gekauft.

Die Wiese ist indessen enteignungsbedroht. Zur Enteignung der Wiese liegt ein Grundabtretungsbeschluss vor. Um dem entgegenzutreten, ist gegen den Grundabtretungsbeschluss Klage erhoben worden.

Der Kaufpreis ist bereits bezahlt. Besitz, Nutzen und Lasten über die Wiese sind auf mich übergegangen.

Gegen den Beschluss der Bezirksregierung Arnsberg waren zwei Klagen zu erheben: Eine Klage gegen den Grundabtretungsbeschluss und eine weitere Klage gegen die angebotene Entschädigung, die weit unter dem gezahlten Kaufpreis liegt.

Die Klage gegen den Grundabtretungsbeschluss war vor dem Verwaltungsgericht Aachen zu erheben, das habe ich selber gemacht.

Eine weitere Klage ist vor dem Landgericht Aachen zu erheben, diesbezüglich besteht Anwaltszwang. Ein Anwalt ist beauftragt, Klage gegen die Entschädigung zu erheben. Die Entschädigung ist indessen nur dann zu zahlen, wenn die Klage gegen den Grundabtretungsbeschluss erfolglos geblieben ist. Aus diesem Grunde ist der Anwalt beauftragt, das Ruhen der Klage auf Entschädigung solange zu beantragen, bis über die Klage gegen den Grundabtretungsbeschluss entschieden ist. Ist der Grundabtretungsbeschluss nämlich aufzuheben, kommt es nicht zur Enteignung der Wiese, der Anlass für die Zahlung einer Entschädigung fällt dann weg.

Nach führender Kommentarmeinung ist der Grundabtretungsbeschluss gegen die Wiese bereits dann aufzuheben, wenn gegen den Hauptbetriebsplan für den Tagebau Garzweiler 2020-2024 Klage erhoben ist. Unter diesen Umständen wird der Hauptbetriebsplan nicht bestandskräftig. Die Bestandskraft des Hauptbetriebsplanes ist zwingende Voraussetzung für die Enteignung. Gegen den Hauptbetriebsplan wurde bereits vor Bekanntgabe des Grundabtretungsbeschlusses Klage erhoben, der Grundabtretungsbeschluss hätte somit schon gar nicht erlassen werden dürfen.

Der Kauf der Wiese in Lützerath war rechtliche Voraussetzung dafür, dem „Wohle der Dörfer und der Allgemeinheit“ wirkungsvoll dienen (Artikel 14 Absatz 2 des Grundgesetzes) und dem Braunkohlentagebau Einhalt gebieten zu können.

Durch den Kauf der Wiese in Lützerath sind meine finanziellen Reserven leider erschöpft. Ich weiß zurzeit nicht, ob und wie es insgesamt weiter gehen soll. Ich weiß nur eins: Die Teufels- und Schreckensherrschaft von NRW und RWE muss ein Ende haben.

 

Mit freundlichen Grüßen

Kurt Claßen, Diplom-Kaufmann/Steuerberater, 50170 Kerpen-Buir

 

(veröffentlich mit freundlicher Genehmigung)

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Pressemitteilung der MaWa Lützerath: Totenruhe in Immerath? Abgeschafft.

Eine Baufirma gräbt im Auftrag von RWE sterbliche Überreste aus dem alten Friedhof in Immerath. Die Menschen in der Region finden das Vorgehen schockierend. Die Landesregierung (CDU) beteuert immer wieder die Sozialverträglichkeit der Umsiedlung im Braunkohlerevier. Davon kann hier keine Rede sein. (se)

Zurzeit werden im Zuge der sogenannten „Endberäumung“ auf dem alten Immerather Friedhof alte oder offengelassene Gräber, die bisher nicht umgebettet wurden, bis zu einer Bestattungstiefe von 3m ausgeschachtet. Dabei werden durch die von RWE beauftragte Bauentsorgungsfirma Lücker sterbliche Überreste gesammelt und auf einer Sammelgrabfläche auf dem Friedhof Neu-Immerath bestattet. Menschen im Umsiedlungsgebiet sind entsetzt und empfinden die Arbeiten als Störung der Totenruhe.

Doch diese wurde in Immerath behördlich abgeschafft. Beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge scheint man darüber gar nicht besorgt zu sein. Auf Anfrage antwortet man:

„Nach Auskunft der RWE-Power entspricht dies der in den betroffenen Gemeinden üblichen Vorgehensweise.“

Etwa ein Drittel der Fläche des alten Friedhofs wurde bereits umgewälzt. Dabei wurden Knochen, Textilien und Gegenstände, u.a. ein Stahlhelm, mit einem Bagger ausgegraben. Entgegen der anderen Funde, wurde der Helm nicht in die speziellen Entsorgungsbehälter verbracht, sondern auf der Friedhofsmauer zur Seite gelegt. Nach Auskunft des LVR und der unteren Denkmalbehörde Erkelenz liegt bisher keine Anzeige dieses Fundes vor. Die Stadt Erkelenz antwortete auf Anfrage dazu:

„Nach § 15 Denkmalschutzgesetz NRW – Entdeckung von Bodendenkmälern hat derjenige, der in oder auf einem Grundstück ein Bodendenkmal entdeckt, dies der Gemeinde oder dem Landschaftsverband unverzüglich anzuzeigen. Die Gemeinde hat unverzüglich den Landschaftsverband zu benachrichtigen. Dieser unterrichtet die Obere Denkmalbehörde.“

Dies gelte auch für durch Archäologen bereits freigegebene Gräber. Entgegen den Behauptungen eines Artikels von RP-Online werden die derzeit stattfindenden Arbeiten nicht vor Ort durch das Friedhofsamt begleitet. Nach Auskunft der Stadt Erkelenz wurden die offiziellen Umbettungen 2016 abgeschlossen, und eine Betreuung bei der Endberäumung sei nicht vorgesehen.

Eine fachkundige Betreuung solcher Arbeiten wäre jedoch im Hinblick auf Transparenz dieses sensiblen Themas und den pietätvollen Umgang damit angebracht. Die Expertise würde zudem gewährleisten, dass Gräber aus dem 2. Weltkrieg identifiziert und registriert werden, und dass die Arbeit des DRK-Suchdienstes weiterhin fortgesetzt werden kann. Zudem würde so sichergestellt, dass außerplanmäßige Funde auch ordnungsgemäß den Behörden gemeldet würden.

Die Arbeiten in Immerath sind Teil der Vorbereitung des Tagebauvorfelds auf die Abtragung. Zeitgleich wird im benachbarten Lützerath der Abriss des Dorfes vorangetrieben. Die Arbeiten ruhen diese Woche, da sie nicht mit dem CDU Parteitag kollidieren sollen. Nächste Woche wird der Abriss des Dorfs fortgesetzt, in dem noch Menschen leben.

Seit dem Abriss der Landstraße (L277) im Juli 2020 entstand vor dem Dorf Lützerath eine Mahnwache. Die Menschen aus den bedrohten Dörfern und ein breites Bündnis von Unterstützer*innen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung stellen sich gegen die Zerstörungswut des Energiekonzerns und fordern eine Einhaltung der 1,5 Grad Grenze. Zur Unterstützung der Aktivist*innen hat sich ein kreativer, bunter Protest unter dem Motto „Lützerath lebt!“ formiert, der sich kommende Woche erneut für den Erhalt Lützeraths einsetzen wird.

Kontakt:

Für weitere Informationen verfolgen Sie bitte unseren Twitterkanal @MaWaLuetzerath.

Info-Telefon der Mahnwache Lützerath: 015201339091

Website: mahnwache-luetzerath.org

Pressemitteilung der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“: Der Zerstörung der Dörfer am Tagebau Garzweiler 2021 ein Ende setzen

+++ ABRISS IN LÜTZERATH STEHT BEVOR +++ DRITTER JAHRESTAG DES ABRISSES DES IMMERATHER DOMES +++ STERNSINGERAKTION MIT HÄUSERSEGNUNG IN LÜTZERATH +++

Die christliche Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ kritisiert, dass der Energiekonzern RWE power weiterhin am Abriss von Wohnhäusern im Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler festhält. Die Abrissarbeiten könnten nun jeder Zeit beginnen. Bereits heute Morgen hat RWE mit großem Aufgebot von Security-MitarbeiterInnen erste Abriss-Vorbereitungen getroffen. Erst im Dezember war öffentlich bekannt geworden, dass ein wissenschaftliches Gutachten im Vorhinein zum Kohleausstiegsgesetz unterschlagen wurde, das den Bestand der Dörfer empfohlen hatte. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die Stellungnahme von Mitgliedern des Aachener Diözesanrates und einiger ev. Superintendenten (https://dioezesanrat-aachen.de/aktuelles/nachrichten/a-blog/Oeffentliche-Erklaerung-zum-Bekanntwerden-eines-Gutachtens-zu-.den-Folgekosten-des-Kohleausstiegs-00001/)
„Der Abriss erzeugt natürlich einen unerträglichen Druck auf die Menschen, die immer noch in Lützerath wohnen. RWE power möchte die Lage eskalieren und Fakten schaffen: erst wird die Straße abgebaggert, dann werden alle Bäume im Dorf gerodet und nun sollen die Häuser abgerissen werden. Ab jetzt droht ein Leben zwischen Trümmern und Schutt“, so Dr. Katharina Kaspers-Siebert von der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“, die sich für den Erhalt der Dörfer und Klimagerechtigkeit einsetzt. „Bilder des zerstörten Nachbarortes Immerath, dessen imposanter Dom vor drei Jahren am 9. Januar 2018 abgerissen wurde werden nun wieder gegenwärtig. Wir setzen uns ein für eine Perspektive für die Region und die Menschen, die um den Tagebau herum leben, jenseits des zerstörerischen Braunkohleabbaus. Daher verurteilen wir entschieden das Vorgehen von RWE und Landesregierung.“

„Die Kirche(n) im Dorf lassen“ lädt deshalb ein zu einem Sternsingergottesdienst am 6. Januar um 13:00 Uhr in Lützerath, um Aufmerksamkeit für die Situation vor Ort zu erzeugen. „Wir werden von Haus zu Haus ziehen, wie es am Dreikönigstag Tradition ist, um die bedrohten Häuser zu segnen. Wir werden damit ein Zeichen setzen gegen sinnlose Zerstörung, gegen das menschenverachtende Vorgehen von RWE in Lützerath, gegen Umsiedlung und Vertreibung weltweit und für ein solidarisches Zusammenleben. Seit Jahren verweisen die Sternsinger mit ihren Aktionen auf das Problem weltweiter Ungerechtigkeiten und sammeln Geld für Menschen in Not. Mit unserer Aktion wollen wir deutlich machen, dass dieser Einsatz für globale Gerechtigkeit, für Umwelt und Klima bereits vor der eigenen Haustür beginnen muss, also auch etwa ganz konkret am Tagebau Garzweiler.“

Weitere Infos unter: www.kirchen-im-dorf-lassen.de
Mail-Kontakt: die-kirchen-im-dorf-lassen[at]t-online.de
Twitter: twitter.com/Kirche_an_Kante

Über die Initiative:
Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ wurde nach dem Abriss des Immerather Domes 2018 gegründet und engagiert sich für den Erhalt der bedrohten Kirchen im Rheinischen Braunkohlerevier. Diesen Einsatz versteht die Initiative als untrennbar verbunden mit dem Engagement für globale Klimagerechtigkeit.