Lesestoff: Hubert Perschke – Alte Dörfer, neue Zukunft

Hubert Perschke schreibt:

Angeregt durch Manfred Körber und Jens Sannig besuchte ich im letzten Jahr gesprächsbereite Bewohner der Garzweiler Dörfer und interviewte sie, warum sie geblieben bzw. gegangen sind und was sie in der Zukunft für ihr Dorf erwarten. In Verbindung mit Fotos entstand daraus eine Ausstellung und ist heute Grundlage des Buches.  Die Ausstellung fand auch das Interesse von Mitarbeitern des LVR, die mir eine finanzielle Unterstützung ihres Hauses bei der Herausgabe eines Buches zusagten. Im Herbst 2023 wurde dann die neue Leitentscheidung veröffentlicht. Mit der Leitentscheidung ist klar, dass alle Dörfer bleiben und zu Zukunftsdörfern zu entwickeln sind.  Die Federführung liegt bei den Gemeinden Erkelenz und Merzenich. Aber wie werden die Ziele für die neue Zukunft der Dörfer entwickelt und in welcher Form werden Betroffene daran beteiligt?  So habe ich die Bürgermeister Gelhausen und Muckel gebeten ihre Zukunftsvorstellungen zu beschreiben und dazulegen, wie sie die Betroffenen beteiligen wollen. Das haben sie getan und auch Frau Dr. Renz vom Wirtschaftsministerium hat die Leitentscheidung bezogen auf die Dörfer zusammengefasst und Aussagen zur Beteiligung gemacht. Um den Lesern die Möglichkeit der Wertung zu geben, hat Herr Körber mit klarem Bezug auf die Garzweiler Dörfer Beteiligungsformen beschrieben. Herr Milchen kommt noch dazu, da für die Garzweiler Dörfer deren ländliche Einbindung mitgedacht werden muss.

Um das Thema abzurunden und Außenstehenden die Problematik zu verdeutlichen haben Antje Grothus und Jens Sannig einleitend die Situation der Menschen in den Dörfern mit der Frage nach der Zukunft beschrieben.

Mit den Beiträgen gebe ich den betroffenen Menschen die Möglichkeit in den Gemeinden nachzuhaken und ihre Beteiligung einzufordern. Laut dem Wirtschaftsministerium und den Gemeinden soll eine Beteiligung wesentlich über eine Information hinausgehen. Wie weit: Hier müssen sich die Betroffenen zu Wort melden.

 

Infos zum Buch auf der Website des Verlags.

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Ein Wald zwischen Protest, wirtschaftlichen Interessen und Rechtsstaat – Diskussionsrunde u.a. mit Jens Sannig & Herbert Reul

Der Hambacher Forst hat sich in wenigen Wochen von einer regionalen Konfliktlinie zu einem bundespolitischen Symbol des Protests gegen Klimawandel, Umweltzerstörung und angeblich rücksichtslose Energiekonzerne entwickelt. Oder für alles, was in der Protestkultur schief läuft, je nach Perspektive. Seit dem durch das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht verhängten vorläufigen Rodungsstopp haben sich die Gemüter rund um den Brennpunkt Hambacher Forst etwas beruhigt. Vor dem Jahr 2020 wird wohl kein Baum fallen. Gleichwohl haben Aktivisten nach dem Rückzug der Polizei umgehend mit dem Bau neuer Baumhäuser begonnen. Sollte ein Gericht die Rodung nach eingehender Prüfung bestätigen, sind neue Konflikte zwischen (mitunter radikalen) Umweltschützern und der Polizei vorprogrammiert. So ist die Ruhe im Forst wohl trügerisch.

Umweltproteste weisen in der Bundesrepublik eine wechselvolle und ereignisreiche Geschichte vor. Schlagworte der Protestgeschichte wie Brokdorf, Startbahn West oder Waldsterben illustrieren die zentrale Bedeutung von Umweltthemen für die Mobilisierung breiter Bevölkerungsschichten. Reiht sich das Geschehen um den Hambacher Forst hier ein? Was ist neu? Und vor allem stellt sich als ewiger Dauerbrenner die Frage: Welche Formen des Protests sind legitim und notwendig? Welche Grenzen dürfen überschritten werden, welche sind in der Demokratie einzuhalten? Im Fokus stehen heute Abend weniger die Pariser Klimaschutzziele und der Naturschutz. Wir fragen unser Podium am Beispiel Hambach: Wie kann und sollte sich Protest in der Demokratie Gehör verschaffen?

Ort: Rheinterrasse
Gelber Salon (Eingang Süd)
Joseph-Beuys-Ufer 33
40479 Düsseldorf

Die Veranstaltung ist nach vorheriger Anmeldung kostenlos.

Sie wird über die Facebookseite der Bundeszentrale für politische Bildung live gestreamt.