Immer wieder Abrisse von Kreuzen am Tagebau Garzweiler: Offener Brief an RWE-Pressesprecher Guido Steffen & Pressemitteilung der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“

In den letzten Wochen wurden am Tagebau Garzweiler insgesamt fünf Kreuze abgerissen und entfernt, die zum Teil in feierlichen Gottesdiensten von der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ aufgerichtet worden waren: So zum Beispiel das am Karfreitag errichtete, mit dem Hungertuch von Misereor verhüllte Kreuz oder das zum Jahrestag „Ein Jahr Gottesdienste an der Kante“ am 16. Mai aufgestellte Kreuz. Aber auch das bereits an Weihnachten im Gedenken an den dritten Jahrestag der Zerstörung des Immerather Doms auf dessen Fundamenten aufgerichtete Kreuz wurde – zeitgleich mit dem Karfreitagskreuz – entfernt.

“Wir stehen fassungslos vor dieser wiederholten Zerstörung religiöser Symbole, die den Menschen der Region Hoffnung gaben auf Versöhnung, auf Frieden“, so Cornelia Senne von Die Kirche(n) im Dorf lassen. „Die Menschen fragen uns: Wer tut so etwas? Und warum? Werfen sie die Kreuze einfach auf den Müll?“

Viele sind überzeugt, dass die RWE power AG für die Entfernung der Kreuze verantwortlich ist. Daher hat „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ eine Anfrage an RWE gerichtet (s. unten), um diese Fragen zu klären und eventuell falsche Verdächtigungen aus der Welt zu schaffen.

Besonders schmerzlich ist für Anselm Meyer-Antz von der Initiative die Zerstörung des „Jubiläums-Kreuzes“, an das Gottesdienstbesucher*innen auf Stoff geschriebene Gebete geheftet hatten: „In der Vorstellung des tibetischen Buddhismus müssen solche Gebetsfahnen bis zur vollständigen Verwitterung dem Wind ausgesetzt bleiben – erst in diesem Moment erreicht das Gebet den Himmel.“ Die Zerstörung der Gebetsfahnen sei daher nicht nur äußerst rücksichtslos, sondern
ein massiver Eingriff in die Freiheit der Religionsausübung.

„Wir werden nicht aufhören, in der ‚gottverlassenen‘ Wüstenei der zerstörten Dörfer Kreuze aufzurichten und so auf die konkrete Anwesenheit Gottes in der Welt zu verweisen – gerade an solchen Orten der Zerstörung“, so noch einmal Cornelia Senne. „Auf eine andere Weise, auf religiöser Ebene, wiederholen wir den Spruch des Bundesverfassungsgerichts mit seinem Appell an unsere Verantwortung für kommende Generationen, für die Menschen weltweit, für die Schöpfung.“

Die Kreuze standen auf frei zugänglichem Gelände, waren solide verankert und stellten somit keinerlei Gefahr für die Öffentlichkeit dar.

 

OFFENER BRIEF zu den Kreuzabrissen an RWE-Pressesprecher Guido Steffen

Sehr geehrter Herr Steffen,
in den vergangenen Wochen wurden zahlreiche, auch von der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ aufgerichtete Kreuze am Tagebau Garzweiler abgerissen:

– das im Rahmen unseres Karfreitag-Gottesdienstes in Lützerath aufgerichtete (verhüllte) Kreuz
– am gleichen Tag das an Weihnachten zum Gedenken an den Fall des Immerather Domes auf seinen Fundamenten errichtete Kreuz
– ein weiteres im Mai am Ort des Karfreitags-Kreuzes in Lützerath errichtetes Kreuz
– das im Rahmen unseres Jubiläums-Gottesdienstes am 16. Mai in Lützerath errichtete Kreuz
– zwei nach diesem Abriss an gleicher Stelle aufgerichtete Kreuze

Wir stehen fassungslos vor dieser wiederholten Zerstörung religiöser Symbole, die den Menschen der Region Hoffnung geben auf Versöhnung, auf Frieden. Und wir werden von diesen Menschen gefragt: „Wer tut das? Die von RWE? Warum machen sie das? Was machen sie mit dem Kreuz? Werfen sie es einfach auf den Müll?“

Wir sehen uns außerstande, diese Fragen zu beantworten, reichen sie deshalb an Sie weiter – und hoffen gemeinsam mit den Menschen vor Ort auf eine Antwort.
Cornelia Senne
für „Die Kirche(n) im Dorf lassen