Pressemitteilung der Aktion „Die Kirche(n) im Dorf lassen“

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG
„Die Kirche(n) im Dorf lassen“ – Unterschriftenaktion zum Schutz bedrohter Dörfer und deren Bewohner*innen adressiert an die Katholische Kirche

Erkelenz / Kerpen, 18.03.2019. Auch über ein Jahr nach der Zerstörung des Immerather Doms sind die erschütternden Bilder vom Abriss der Kirche unvergessen. Schaufelradbagger des Tagebaus Garzweiler fressen sich weiter mit großer Eile insbesondere auf noch bewohnte Ortschaften zu.
RWE schafft in den Dörfern, die der Energiekonzern für die Kohleförderung vernichten will, ungehindert weiter Fakten, obwohl die Kohlekommission der Bundesregierung ihre Empfehlungen vorgelegt hat und die Regierung im Laufe des Jahres 2019 die für den Ausstieg notwendigen Rahmenbedingungen beschließen wird. Der Erhalt sieben weiterer Ortschaften und ihrer fünf Kirchengebäude am Rande der Tagebaue Garzweiler und Hambach (Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestrich sowie Morschenich und Manheim) ist mit dieser Empfehlung
gut möglich und zur Vermeidung sozialer und wirtschaftlicher Härten unabdingbar.

Der katholischen Kirche kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Weigert sie sich, ihre Gotteshäuser zu veräußern, zu entwidmen und damit zum Abriss frei zu geben und lässt sie sich gegebenenfalls auf ein Enteignungsverfahren ein, könnte sie die Zerstörung der betroffenen Kirchen und Dörfer aufgrund des beschlossenen Kohleausstieges höchstwahrscheinlich ganz verhindern.

Auf Initiative von Bewohner*innen der betroffenen Dörfer und mit Unterstützung des Katholikenrats der Region Düren, des Diözesanrats im Bistum Aachen, der Initiative „Kreativ gegen Kohle“ sowie engagierter Einzelpersonen wurde deshalb ein Appell an die Verantwortlichen der katholischen Kirche, stellvertretend an die Bischöfe Dr. Dieser und Dr. Wölki, verfasst. „Es ist höchste Zeit, dass die katholische Kirche sich schützend vor die betroffenen Anwohner*innen stellt“, meint Antje Grothus: „Immer größer wird die Zahl der Menschen, die entsetzt reagieren, wenn sie begreifen, in welchem Ausmaß der Braunkohle-Abbau mitten in NRW die Umwelt, die Kultur und das Herz der Heimat bedroht und zerstört – und welche Rolle die Bistümer Aachen und Köln und die betroffenen Pfarreien dabei spielen.“

Unterstützt wird die Unterschriftenaktion, die in der Bevölkerung auf großen Zuspruch stößt, mittlerweile auch vom Katholikenrat der Bistumsregion Mönchengladbach und dem Institut für Theologie und Politik (ITP) aus Münster. Der Appell ist keine Online-Petition mit großen Unterschriftenzahlen, doch hinter jeder der inzwischen fast dreitausend in Handarbeit gesammelten Unterschriften steht ein persönliches Gespräch, stehen persönliche Geschichten und Erinnerungen.

Leider sind bis jetzt weder der Bischof von Aachen noch der Erzbischof von Köln bereit, diese Unterschriften persönlich entgegenzunehmen und sich mit der Betroffenheit der Menschen aus den Dörfern in einem Gespräch auseinanderzusetzen.

„Schon als kleines Kind hatte ich das Gefühl, in meiner Keyenberger Kirche an einem besonderen Ort zu sein“, sagt Ingo Bajerke, engagierter Katholik und Lektor aus Keyenberg. „Wenn mich Sorgen plagen, setze ich mich in die Kirche und finde dort meine Ruhe. Das Gefühl, an einer Stelle zu sein,
die schon Menschen vor 1300 Jahren aufgesucht haben, um auch um Hilfe zu bitten, macht mich ehrfürchtig. Diesen Seelenort zu verlieren, ist für mich unvorstellbar und ich bete, dass es nicht dazu kommen mag.“

Die Menschen aus den Dörfern und Kirchengemeinden, die ihr Zuhause erhalten möchten, fordern die katholische Kirche auf, das jahrzehntelange Schweigen zugunsten des Braunkohlekonzerns RWE endlich zu beenden und sich auch um die Schicksale der tagebaubetroffenen Anwohner*innen zu kümmern. Alle sind eingeladen, diese Aktion zu unterstützen und sich am 23.03.2019 beim Sternmarsch „Alle Dörfer bleiben“ ein eigenes Bild über die Lage in den Dörfern zu machen. Selbstverständlich werden auch an diesem Tag weitere Unterschriften gesammelt.

Weitere Informationen sowie die Unterschriftenlisten mit dem Original-Appell an die Kirchen- Verantwortlichen finden Sie HIER.

Stommelner Appell: Initiative „Leben ohne Braunkohle“ wartet nach wie vor auf Antwort von Ministerpräsident Laschet

Pressemitteilung der Intiative „LoB“

Offensichtlich ignoriert Ministerpräsident Laschet ein Anliegen vieler Bürger im rheinischen Braunkohlerevier. Das Aktionsbündnis Stommelner Bürger „Leben ohne Braunkohle“ (LoB) hatte bereits im Januar einen offenen Brief an Ministerpräsident Laschet gesendet und wartet bisher vergeblich auf Antwort. Mit dem Brief war der sogenannte Stommelner Appell mit den Unterschriften von über 600 Bürgern und mit Unterstützung zahlreicher Gruppierungen übersendet worden.

Mit Hinweis auf Vereinbarungen im Koalitionsvertrag wird der Ministerpräsident darin aufgefordert, sich der Problematik der Folgeschäden des Braunkohleabbaus anzunehmen.

Auslöser des Stommelner Appells war ein Informationsabend des Aktionsbündnis mit dem Titel: „Die Spätfolgen der Braunkohle – Wer zahlt die Zeche?“

Dabei wurde darüber informiert, dass der Braunkohleabbau neben den aktuellen Problemen auch in Zukunft nach seinem Ende ungeklärte Risiken schafft.

Dazu zählen neben den nicht reparablen Landschaftsschäden und weiter auftretenden Bergschäden auch die drohende Schädigung und der weitere Verlust von Millionen Kubikmetern wertvollen Grundwassers

Um Schaden von der Umwelt abzuwehren wird es unumgänglich sein, auch nach Tagebauende dauerhaft Sümpfungen aufrechtzuerhalten, um zu vermeiden, dass Schadstoffe die jahrzehntelang in ausgekohlten Tagebauen deponiert wurden, in das wieder ansteigende Grundwasser gelangen.

Bisher existiert weder für die Beseitigung von Bergschäden noch für den Schutz des Grundwassers eine Regelung.

Angesicht der Tatsache, dass der Bergbaubetreiber hohe Entschädigungssummen für sein vorzeitiges Ende verlangt, fordert das Aktionsbündnis, dass hier eine Gegenrechnung aufgemacht werden muss , um die verursachten Schäden auszugleichen

Während im Bereich des Steinkohlebergbaus eine Sicherung in Form eines Ewigkeitslastenfonds eingerichtet wurde, existiert ein solcher für das Rheinische Braunkohlenrevier nicht. Um die Folgekosten für Mensch und Umwelt nicht auf unsere Kinder und Enkel abzuwälzen, ist es an der Zeit, den Verursacher dafür jetzt in die Pflicht zu nehmen.

Deshalb hatte das Aktionsbündnis Herrn Laschet und seine Landesregierung in dem Brief gefragt:

Welche Vorkehrungen treffen Sie, um Schäden von den Betroffenen jetzt und in Zukunft abzuwenden?“

Da bisher keine Antwort aus Düsseldorf vorliegt, hat das Aktionsbündnis seinen Appell nun auch online gestellt. Hier können jetzt auch bundesweit Bürger den Appell unterstützen.

Josef Schumacher und Rudolf Brands für Aktionsbündnis Stommelner Bürger „Leben ohne Braunkohle“ (LoB)

c/o: Rudolf Brands, Zum Ommelstal 97, 50259 Pulheim Tel.: 02238/15253 e.mail: rudolfbrands@netcologne.de