Michael Zobel: Appell zur Erhaltung von Dörfern und Wald

Guten Tag zusammen,

60 Monate Waldspaziergang am Hambacher Wald, Wald statt Kohle, Sonntag, 14. April, 11.30 Uhr Treffpunkt, diesmal in Morschenich, 12.00 Uhr geht es los…  Begrüßung der TeilnehmerInnen durch Eva Töller, Michael Zobel und Todde Kemmerich, dann übernimmt Eva …

Zeitgleich gibt es einen Dorf- und Naturspaziergang in Keyenberg, dort führe ich im Auftrag von WDR5 unter dem Motto Was die Bagger noch holen wollen. Anmeldung bei WDR5

Seit 60 Monaten führen wir Menschen durch den Wald und die Dörfer, weit mehr als 50000 TeilnehmerInnen waren bisher dabei. Und wir haben vermeintlich viel erreicht. Zwei Jahre hintereinander gab es keine Rodungssaison, der wunderbare Wald steht immer noch. Die Kohlekommission hat seinen Erhalt für „wünschenswert“ erklärt, die Landesregierung  NRW möchte die Empfehlung eins zu eins umsetzen. Und RWE prüft den Erhalt des Waldes ebenfalls…   so zumindest wird es der Öffentlichkeit vermittelt.

Doch im der Realität sieht es komplett anders aus. Die Bagger kommen immer näher, inzwischen beträgt die Entfernung Schaufelrad/Waldrand an einer Stelle deutlich unter 200 Meter. Legt es RWE wirklich darauf an, den Wald in den Tagebau rutschen zu lassen? Nimmt die Politik das reglos hin, schauen die Gerichte diesem Treiben weiter zu? Manheim wird weiter täglich ausradiert, in wenigen Wochen soll die Kirche fallen, in Morschenich werden die Gärten verwüstet, die ersten Häuser sind unbewohnbar gemacht worden. Niemals werden die Kohlebagger diese beiden Orte erreichen, wenn die Empfehlungen der Kommission umgesetzt werden. Trotzdem werden tagtäglich weitere unumkehrbare Tatsachen geschaffen. Den verbliebenen Bewohnern der Dörfer am Tagebau Hambach und am Tagebau Garzweiler wird das Leben zur Hölle gemacht. Und das, wo doch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vorgerechnet hat, dass Wald und Dörfer bleiben können, ohne die Energieversorgung des Landes ernsthaft zu gefährden.

Wer gedacht hatte, wir hätten unsere Ziele erreicht, hat sich dramatisch getäuscht. Entschieden ist gar nichts. Die Bagger baggern weiter, das Grundwasser wird weiter abgepumpt, Menschen werden weiter vertrieben, Agrar- und Kulturland wird unwiederbringlich vernichtet.

Und wir werden weiter belogen, erst gestern wurde offiziell von der Landesregierung bestätigt, dass die Räumung der Baumhäuser im Hambacher Wald im Auftrag von RWE durchgeführt wurde. NRWE? Niemals so offensichtlich wie jetzt. 60000€ hat die Landesregierung an externe Gutachter gezahlt, um Vorwände für den größten und teuersten Polizeieinsatz in der Geschichte NRW´s zu finden. Weitere Stichworte, die Böschungslüge, Polizeieinsätze unter dem Vorwand einer nicht existierenden „Verkehrssicherungspflicht“, unter Polizeischutz gefällte Bäume, massiver Ausbau von waldfremden Pisten im potentiellen FFH-Gebiet…

Das Alles nehme ich erneut zum Anlass für einen eindringlichen Appell an RWE, an die Politik, an die Gewerkschaften und die Kirchen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, Dörfer und Wald zu retten und für eine dauerhafte Befriedung der Region zu sorgen.

Es geht um Glaubwürdigkeit, es geht um die Ernsthaftigkeit der Energiewende, es geht um die Bewahrung der Schöpfung.

Im Anhang mein Appell, er geht an führende Vertreter von RWE einschließlich Herrn Schmitz. Dazu an den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier, die Bundeskanzlerin Angela Merkel, an die Bischöfe Woelki und Dieser, an den Präses der evangelischen Kirche im Rheinland Rekowski und den Vizepräses Pistorius, an die Vorsitzenden der Gewerkschaften IGBCE und ver.di Michael Vassiliadis und Frank Bsierske, an den Ministerpräsidenten von NRW Armin Laschet, an Christian Lindner und an den Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach. Zusätzlich per Mail an alle aktuellen Bundestagsabgeordneten, an die Landtagsabgeordneten in Düsseldorf.

Weiterhin versende ich meinen Appell an die bundesweite Presse und an Menschen, die sich seit Jahren mit dem Thema in unterschiedlichster Weise beschäftigen.

Ich bin dankbar

  • wenn Sie als Pressevertreter diesen Appell aufgreifen, zum Thema machen, die Bilder der Zerstörung in die Welt bringen, bei RWE, der Politik und den anderen Entscheidungsträgern nachfragen.
  • wenn Sie als Politiker den Appell lesen und schnellstens in Handeln umsetzen.
  • wenn der Appell über möglichst viele Verteiler bei möglichst vielen Menschen ankommt.
  • wenn Sie an einem der kommenden Spaziergänge im Hambacher Wald und in den Dörfern teilnehmen, Sie sind herzlich eingeladen, die nächsten Termine sind der 14. April, 12. Mai, 16. Juni, 14. Juli…

Danke für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.

Für Rückfragen stehe ich natürlich jederzeit zur Verfügung,

mit hoffnungsvollen Grüßen,

Michael Zobel

Naturführer und Waldpädagoge aus Aachen

Die letzten Umsiedler von Immerath – eine weitgehend wahre Begebenheit

Hallo und guten morgen.
Habe am Freitag die erste Fahrradtour dieses Jahr über Garzweiler gemacht.
In Immerath blanker Horror. RWE hat hier wohl amerikanische Luftbomben explodieren lassen………
Am Dom dann folgende Begebenheit.
Ich bin an den Zaun, der die erbärmlichen Reste des Doms umgibt, getreten.
Wo ist die Security, dachte ich.
Keiner da, niemand, auch sonst keiner……..
Bin dann abgerutscht, über den Zaun gefallen und direkt an das Domfundament geglitten.
An dem hinteren Fundament hörte ich nun leise Stimmen.
Ach so, doch Leute hier. Schade.
Ich ging dorthin, sah aber niemanden. Bemerkte jedoch, als ich nach unten vor mich blickte, einen freigeräumten Bereich.
Von dort nun wieder leises Getuschel.
Als ich näher heranging wurde mir ganz übel……….
Dort lagen die Gebeine derer, die man dort vor langer langer Zeit zur letzten Ruhe wohl bestattete.
Erst waren nur Umrisse zu erkennen, dann aber ganz klar die sterblichen Überreste von Menschen.
Was machst Du hier, lass uns in Ruhe„, vernahm ich von einem, der dort recht krumm liegend rumlungerte.
Ich erschrak, aber irgendwie war es nicht zum Weglaufen, sondern zum Dableiben.
Setzte mich an den Rand auf die Mauer.
Ich lebe hier, und fahre die Gegend mit dem Rad ab„, antwortete ich.
Und Ihr, warum liegt Ihr hier so nackt und offen, hat man Euch damals nicht richtig begraben?„, fragte ich.
Doch doch, wir wurden direkt an die Kirchenmauer gelegt, weil man ja wusste das Kirchen ein sicherer Ort für uns Tote ist. Dort ist für alle Zeiten ein Platz für uns Tote“.
Auweia dachte ich, die gehen wohl nicht mit der Zeit.
Warum habt Ihr uns hier gestört, warum lasst Ihr uns nicht weiter in Ruhe?„, kam direkt die nächste Frage.
Ich versuchte nun, den Zuhörern die derzeitige Situation zu erklären.
Sie nahmen dies unkommentiert zur Kenntnis.
Was geschieht nun mit uns hier?“, wurde direkt weiter gefragt.
Nun, Ihr werdet wohl wie die Lebenden hier auch zwangsumgesiedelt, also raus aus Eurer Ruhestätte woanders hin.“
Das wollen wir nicht, und das dürft Ihr nicht„, kam es nun mit leicht zorniger Stimme von einem, der augenscheinlich ein recht großes Grab bekommen hatte.
Aber Ihr bekommt dann ein wohlig warmes neues Zuhause, evtl. ganz oben und nicht tief unten wo es so muffig und kalt ist, wo Ihr jetzt seid“.
Nein danke, wir wollen hier bleiben, außerdem liegen wir nun fast 500 Jahre hier, wir verstehen uns gut, und möchten auch in unserem Alter nicht mehr umsiedeln.“
Pah, undankbare Typen hier, dachte ich.
Wenn es richtig gut läuft kommt einer oder mehre von Euch sogar in einen Glasschaukasten, wohltemperiert und dann seid ihr für alle Lebenden gut sichtbar“.
Aber dann würde man uns ja trennen?“
Ja, das ist nun mal bei Umsiedlungen so, aber Ihr werdet sehen, alles wird viel besser wie derzeit, und denkt mal an Euer Alter. Lange macht Ihr es in dem muffigen Loch so nicht mehr“.
Nein nein nein, wir wollen nicht“, kam es nun immer lauter.“Gibt es denn keinen Weg uns zu retten, das wir hier und zusammen bleiben können ?“
Leider für Euch nicht mehr, aber für Eure Verwandten an den anderen Kirchen an denen das gleiche geschehen soll, gibt es Hoffnung. Es gibt Menschen die dieses nicht mehr wollen.
Diese Menschen wollen Eure Totenruhe bewahren. Ich habe aber als einzelner Mensch nicht die Macht die Verantwortlichen zu zwingen dies zu unterlassen“.
Verantwortliche gibt es für unsere missliche Lage hier also, wer sind diese Lebenden, kannst Du uns Namen sagen“?
Ich nannte ihnen einige Namen……………..
Sie verstummten.
In der gesamten Zeit, gut 40 Minuten kam keine Security, kein Passant, kein Auto … niemand.
Einen schönen Sonntag, mit Gruß aus Kuckum
oli