Glocken aus der Keyenberger Kirche abtransportiert +++ Anwohnende tief getroffen

Erkelenz/Pressemitteilung „Alle Dörfer bleiben“. Heute Vormittag wurden die Glocken der Heilig Kreuz Kirche in Keyenberg herabgelassen und unter Polizeischutz abtransportiert. Keyenberg ist von der Abbaggerung durch den Kohlekonzern RWE bedroht. Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ übt scharfe Kritik an der überraschenden Entnahme der Glocken. Im März hatte der Priesterrat des Bistums Aachen eine vorzeitige Entwidmung der Kirche gestoppt. Am 9. September soll der Priesterrat erneut über eine Entwidmung beraten.

„Heute hat man klammheimlich die Glocken aus unserer Kirche geraubt,“ sagt Barbara Ziemann-Oberherr aus Keyenberg. „Die Heilig-Kreuz-Kirche ist ein geweihtes Gotteshaus, die Entnahme der Glocken ein Sakrileg. Das trifft uns tief ins Herz. Die Pfarrei Christ-König in Erkelenz will damit Fakten schaffen, um die anstehende Entscheidung des Priesterrats über die Entwidmung der Kirche vorwegzunehmen.“

„Das ist ein sehr schmerzhafter Moment, mit ansehen zu müssen, wie gegen den Wunsch und Willen der Keyenberger Bürger, die Glocken von Heilig-Kreuz entfernt werden“, sagt Helmut Kehrmann aus Neu-Keyenberg. „Das ist ein Intrigenspiel des Pastors, des Ortsausschusses und Kapellenvorstand in Eintracht mit der örtlichen CDU. Die Glocken gehören zu Keyenberger wie der wertvolle Lössboden. Das Geläut der Glocken war ein vertrauter Klang, man wusste, du bist zu Hause. Das Entfernen der Glocken ist wie ein Stich ins Herz der ‚Alten Keyenberger‘.“

Nach der neuen Braunkohle-Leitentscheidung, die die Landesregierung NRW im März diesen Jahres verabschiedet hat, soll erst im Jahr 2026 geprüft werden, ob die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich sowie Berverath tatsächlich abgebaggert werden. Die Entwicklungen der letzten Monate, wie das Urteil der Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz im April, sprechen dafür, dass der Kohleausstieg weitaus früher als 2038 abgeschlossen wird, und dass Keyenberg und die Heilig-Kreuz-Kirche erhalten bleiben.

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„Alle Dörfer bleiben“ Beethoven-Wandelkonzert in Keyenberg am 3.6.: Anmeldung jetzt möglich

Auch in diesem Jahr lädt „Alle Dörfer bleiben“ wieder zu einem Konzert der besonderen Art. Die Dörfer am Garzweiler-Tagebau sind voller Leben: Das wollen wir an diesem Tag zusammen mit euch zeigen!

Am 3. Juni um 13 Uhr wird in dem von Abbaggerung bedrohten Ort Keyenberg die 5. und 6. Symphonie von Ludwig van Beethoven aufgeführt. Über 50 Profi-Musiker*innen spielen auf dem Gelände eines denkmalgeschützten Hofes verteilt; dabei spazieren die Zuhörenden den Klangpfad entlang.

Mit diesem corona-konformen Freiluft-Wandelkonzert setzt das Orchester ein klangvolles Statement für den Erhalt der Dörfer und für Klimagerechtigkeit!

Auf unserer Webseite könnt ihr euch jetzt für das Konzert anmelden:

https://www.alle-doerfer-bleiben.de/beethoven-2021/

Die Teilnahme am Konzert ist nur mit Nachweis eines negativen Corona-Test (bzw. Impfung/Genesung) möglich. Bitte lest euch alle Infos rund um Anreise und Corona-Auflagen gründlich durch:

https://www.alle-doerfer-bleiben.de/beethoven-2021/

Ihr könnt das Konzert auch zu Hause per Livestream genießen. Der Link wird in Kürze auf unserer Webseite zu finden sein.

Solange schaut einfach (noch mal) die wunderbaren Aufnahmen aus dem letzten Jahr: https://www.youtube.com/watch?v=Fm6jeFP-PZA

Alle Dörfer bleiben – weltweit

www.alle-doerfer-bleiben.de

Garzweiler aufkaufen! Spendenkampagne zur Finanzierung des Kaufs einer Waldparzelle in Keyenberg

Zum Hintergrund
Keyenberg sowie die Dörfer Kuckum, Ober- und Unterwestrich, Berverath und Lützerath sind weiterhin vom Tagebau Garzweiler bedroht. So wie es das momentane Kohleausstiegsgesetz vorsieht, sollen alle diese Dörfer in den nächsten Jahren abgebaggert werden. Lützerath ist dabei schon ganz akut in den nächsten Monaten bedroht. Für die anderen Dörfer schiebt der aktuelle Rahmenbetriebsplan des Tagebaus eine Entschiedung erstmal auf 2026 hinaus.
Seit der Entscheidung zum Kohlegesetz und Rahmenbetriebsplan kam ein bisher unter Verschluss gehaltenes Gutachten aus dem Bundeswirtschaftsministerium zum Vorschein, dass feststellt, dass der Tagebau Garzweiler in der geplanten Größe energiepolitisch nicht notwendig ist. Außerdem hat das Bundesverfassungsgericht den bisherigen Klimaschutzfahrplan der Bundesregierung als unzureichend erklärt. Daraufhin hat sogar NRW Energieminister Pinkwart den Erhalt aller Dörfer außer Lützerath als Möglichkeit in Aussicht gestellt. Und der letzte verbliebene Landwirt aus Lützerath hat gerade Klage gegen sein Grundabtretungsverfahren eingereicht. 
Für uns ist klar, es gibt begründete Anhaltspunkte davon auszugehen, dass das letzte Wort um die Dörfer und den Tagebau Garweiler noch nicht gesprochen wurde. Mit Alle Dörfer bleiben, Lützerath lebt!, Kirche im Dorf lassen, Menschenrecht vor Bergrecht, dem RWE Tribunal, Unser Aller Wald, Kultur ohne Kohle, Zucker im Tank, den Dorfspaziergängen, und anderen Akteur*innen gibt es trotz Pandemie eine vielfältige, bunte und aktive Widerstandsbewegung am Tagebau. 
Währenddessen versucht RWE möglicht schnell möglichst viele Fakten zu schaffen. Es werden Straßen zurückgebaut, neue Wälle gezogen, Häuser abgerissen und Bäume gerodet. Wenn der Tag einer politischen Entscheidung für ein Ende von Garzweiler gekommen sein soll, so scheint es, will RWE möglichst viel Land sein eigen nennen und möglichst viel Fläche bereits in Tagebauvorfeld umgewandelt haben: “naja, hier und da ist jetzt eh schon Öde, da können wir die Kohle jetzt schon auch noch fördern.”
Von dem gestoppten Tagebau Hambach können wir noch eine weitere Sache lernen. Morschenich war schon zu weiten Teilen enteignet und viele Häuser schon abgerissen. Jetzt kann es doch erhalten bleiben. Aber anstatt das RWE die abgekauften Flächen an die ehemaligen Bewohnenden zurück gibt, schlägt der Konzern einen ökonomischen Gewinn aus der Tatsache, dass ihm inzwischen ein großes, zusammenhängendes Stück Land gehört. Jetzt soll dort ein großes Institut gebaut werden. 
Warum hilft es da einen Wald zu kaufen?
Ersteinmal wollen wir klarstellen, wozu der Waldkauf nicht hilft: wenn wir uns juristisch eines Tages gegen die Enteignung der Waldparzelle wehren wollen, haben wir wahrscheinlich kaum eine Chance. Die hätten wir nur, wenn wir das Grundstück schon seit einigen Jahren bis Jahrzehnten besessen hätten. So haben wir den Wald vor allem aus zwei Gründen: ein Flickenteppich von Grundstücken in der Landschaft, die nicht RWE gehören, verhindert, dass der Konzern bei einem möglichen Erhalt der Dörfer Flächen großräumig zusammenschlägt und trotz Stopp des Tagebaus die Landschaft verramscht. Zweitens gibt jedes Grundstück in Bewegungshand der Bewegung weitere Spielräume für Veranstaltungen, Aktionen, Kreativität usw. 
Wo stehen wir da gerade?
Wir haben das Geld letztes Jahr vorgestreckt bekommen und erstmal still und heimlich die Chance ergriffen, eine Parzelle Waldstück im Keyenberger Wald zu kaufen. Inzwischen ist die Waldbesetzung Unser Aller Wald ganz in die Nähe gezogen. Jetzt sammeln wir Spenden ein, um das vorgestreckte Geld zurück zahlen zu können. Perspektivisch wollen wir das Eigentum an dem Wald in eine stabile Vereinsstruktur übergeben, die von Anwohner*innen und Klimabewegung verwaltet wird.
Was kann ich tun, wenn ich Fragen zum Unterfangen habe?
Schreib uns unter garzweiler_aufkaufen@autistici.org. Da könnt ihr uns auch schreiben, wenn ihr Ideen habt, die ihr gerne auf einer Waldparzelle bei Keyenberg umsetzen wollt.
Was kann ich tun, wenn ich das Projekt unterstützen will?
Du kannst Bekannten, Onkels und Tanten, Kolleg*innen oder Menschen aus deinem Gemüseladen auf dieses Projekt aufmerksam machen. Du kannst ins Gespräch kommen über den Tagebau Garzweiler, erzählen warum dir sechs Dörfer im Rheinland am Herzen liegen, kannst den Vlog von Unser Aller Wald zeigen, kannst deine Erlebnisse aus dem Rheinland teilen, wir können euch Poster von der Betterplacekampagne zukommen lassen….
Vielen Dank euch im Voraus!