Video
1,5 Grad heißt: Lützerath bleibt
Fotos
Texte
Lützerath/NRW. Zu Beginn der Rodungssaison am 1.10. lädt das Bündnis Alle Dörfer Bleiben in das Dorf Lützerath, das wegen der geplanten Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II akut vom Abriss bedroht ist. Von 10 bis 13 Uhr werden zahlreiche Menschen mit gelben Stühlen und Decken in den Straßen Lützeraths Platz nehmen, um das Dorf zu schützen. Das Bündnis befürchtet, dass die Zerstörung von Lützerath unmittelbar bevorsteht, da der Kohlekonzern RWE mit dem Beginn der Rodungssaison Bäume fällen darf und Häuser abreißen kann. RWE hat diese Woche bereits mit Vorbereitungen für Abrissarbeiten im Dorf begonnen.
Klimawissenschaftler*innen warnen, dass die 1,5-Grad-Grenze überschritten wird, wenn der Tagebau Garzweiler II erweitert wird. Darum wird erwartet, dass sich in den kommenden Wochen der gesellschaftliche Konflikt um die Klimakrise rund um Lützerath zuspitzen wird. In dem Dorf wohnt noch der Landwirt Eckardt Heukamp, der vor Gericht gegen seine Enteignung durch RWE kämpft.
„Es ist doch völlig absurd, im 21. Jahrhundert noch Menschen für einen Braunkohletagebau zu enteignen“, sagt David Dresen aus dem ebenfalls bedrohten Nachbardorf Kuckum. „Mittlerweile hat doch jedes Grundschulkind verstanden, dass Kohleverstromung nicht dem Allgemeinwohl dient. Kohlestrom befeuert die Klimakrise und zerstört damit unwiderruflich unsere Lebensgrundlagen. Nur Armin Laschet und RWE haben das leider noch nicht kapiert.“
„Lützerath ist mehr als ein Dorf“, sagt Alexandra Brüne von Alle Dörfer bleiben. „Wenn Lützerath zerstört wird, kann RWE kilometerweit ins Land baggern. Wenn das passiert, ist die 1,5 Grad-Grenze nicht mehr haltbar. Das werden wir nicht zulassen! In diesem Herbst werden unzählige Menschen nach Lützerath kommen, um mit uns für den Erhalt des Dorfes und für Klimagerechtigkeit zu kämpfen.“
Am Freitag findet außerdem eine Pressekonferenz statt, zu der Sie herzlich eingeladen sind. Es spricht der Landwirt Eckardt Heukamp sowie Vertreter:innen von Greenpeace, Ende Gelände, Fridays for Future und Lützerath Lebt. (Moderation: Alle Dörfer bleiben)
Zeit: 01.10., 9 Uhr
Ort: Mahnwache am Ende der L277 in Lützerath, 41812 Erkelenz, (Bei Regen im überdachten Hof von Eckardt Heukamp, Lützerath 14)
Im Vorfeld wird Greenpeace um 8:15 Uhr ein großes Banner am Hof von Eckardt Heukamp am Dorfeingang ausrollen und befestigen.
Während der „Platz nehmen“ Aktion stehen Ihnen außerdem Vertreter:innen von Alle Dörfer bleiben zum Interview zur Verfügung.
Lützerath. Mit einer symbolischen Sitzblockade demonstrieren heute zahlreiche Menschen auf den Straßen rund um Lützerath am Tagebau Garzweiler II. An ein noch bewohntes Haus hängten Aktivist:innen ein großes Transparent mit der Aufschrift: “1,5°C heißt: Lützerath bleibt!”. 21 Menschen haben in den frühen Morgenstunden Infrastruktur im Tagebau Garzweiler II besetzt. Denn dem Dorf Lützerath droht mit der heute beginnenden Rodungssaison der Abriss durch den Kohlekonzern RWE.
Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärten der Anwohner Eckardt Heukamp sowie Sprecher:innen von Fridays for Future, Greenpeace, Ende Gelände und der Initiative Lützerath Lebt, dass sie fest entschlossen sind, das Dorf und damit die 1,5 Grad-Grenze zu verteidigen.
Zitate:
Eckardt Heukamp, letzter Landwirt Lüztzeraths:
Mit der Kohlepolitik im Rheinland wurde ein Boomerang geworfen der jetzt wieder zurück kommt. Die Politik in Deutschland duckt sich weg, aber der Boomerang fliegt und trifft die Menschen.
Bastian Neuwirth, Greenpeace-Klimaexperte:
“RWE droht in Lützerath Fakten zu schaffen, noch bevor eine neue Bundesregierung überhaupt steht und die künftige Klimapolitik beschlossen hat. Wenn es die sondierenden Parteien mit ihren Bekenntnissen zum 1,5-Grad-Limit ernst meinen, dann müssen sie die NRW-Landesregierung jetzt auffordern, die Zerstörung von Lützerath zu stoppen. Die geplante Ausdehnung des Braunkohletagebaus ist mit den Pariser Klimazielen nicht vereinbar.”
Bente Opitz, Lützerath lebt:
Wir verteidigen Lützerath, denn genau hier verläuft die 1,5 Grad – Grenze. Wie schon im Hambacher Forst stellen wir uns der kapitalistischen Zerstörungswut von RWE entgegen, und fordern den sofortigen Kohleausstieg. Jetzt schon sind wir hunderte Menschen vor Ort und wir werden jeden Tag mehr. Wir werden Lützerath unräumbar machen. Wo RWE abreißt, bauen wir unseren Widerstand auf.
Emilia Lange, Ende Gelände goes Lützerath:
Unser Protest in Lützerath ist nur einer von vielen Klimagerechtigkeitskämpfen weltweit. Wir solidarisieren uns mit allen die vor uns und mit uns für das gute Leben für alle kämpfen. Und wir fordern, dass die Stimmen der Betroffenen angehört werden und als Entscheidungsgrundlage dienen. In dem Sinne solidarisieren wir uns auch mit der Gruppe „Gegenangriff – für das gute Leben“ die heute morgen 1 Schaufelradbagger und 2 Absetzer hier im Tagebau neben uns besetzt haben.
Pauline Brünger, Fridays for Future:
Wir wissen, dass eine gerechtere Welt ohne Klimakrise und Ausbeutung möglich ist. Es liegt jetzt in unseren Händen Lützerath und damit die 1,5 Grad Grenze zu verteidigen. Fridays for Future Deutschland ist solidarisch mit dem Widerstand in Lützerath und ruft dazu auf, sich der Verteidigung vor Ort anzuschließen.