Das „C“ aus der CDU-Parteizentrale besucht die Kirche in Keyenberg – mit Folgen

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Erkelenz-Keyenberg. Die katholische Pfarrei Erkelenz hat am 27.11.2019 der Keyenberger Küsterin Hedwig Drabik ohne Vorankündigung den Schlüssel zur Heilig Kreuz Kirche Keyenberg abgenommen und umgehend alle Schlösser austauschen lassen. Eine dreiköpfige Delegation tauchte am Mittwoch morgen bei der 85-jährigen Küsterin auf um ihr unmissverständlich
klarzumachen, dass ihr ab sofort kein eigenhändiger Zugang zur Kirche mehr gestattet sei. Dies geschah als unmittelbare Reaktion auf eine Aktion von Greenpeace Deutschland. Greenpeace hatte das von der Hauptzentrale der CDU entwendete C in der von RWE bedrohten Kirche aufgestellt, um die CDU daran zu erinnern, dass sie die Schöpfung
bewahren solle.Die Küsterin war über den Besuch von Greenpeace begeistert: „Ich habe mich sehr über den Besuch vom C gefreut! Menschen die sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen, sind in einer katholischen Kirche immer willkommen.“

Vom Vorgehen des zuständigen Pfarrers zeigte sich die Küsterin hingegen entsetzt: „Ich habe nichts falsch gemacht – im Gegenteil: Ich habe meine oberste Pflicht als Katholikin erfüllt, nämlich die Schöpfung zu bewahren. Ich bin zutiefst enttäuscht von einigen Teilen der Pfarrei Erkelenz, dass sie unsere Kirche völlig kampflos RWE überlassen haben.“

Der Pfarrer seinerseits wirft der Küsterin vor, nicht loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber gewesen zu sein und droht sogar mit einer Klage.

Die Tochter der Küsterin, Martina Himmelreich, ist schockiert: „Es gibt keine Person die dem Christentum loyaler gegenübersteht als meine Mutter. Seit 1956 hat sie sich um die Keyenberger Kirche gekümmert. Mein Vater war dort 50 Jahre lang Küster, Organist und Chorleiter. Beide haben ihr gesamtes Leben der Kirche gewidmet. Meine Mutter dafür zu
bestrafen, dass sie für ihren Glauben kämpft, ist mir unbegreiflich.“

Auch „das C“ reagierte umgehend auf die Vorwürfe des Pfarrers und nahm die Küsterin in Schutz: „Vor Kurzem war ich in der Keyenberger Kirche, um den Dörfern zu gedenken, die der Braunkohle geopfert wurden. Das war ein ganz besonderer Moment für mich. Heute schicke ich der Dame, die mir die Tür geöffnet hat meine Liebe, Dankbarkeit & Unterstützung.“

Ein Greenpeace-Sprecher nannte die Reaktion der Kirche „sehr ungerecht“. Es sei „wahnsinnig traurig“, dass die Dame dafür bestraft werde, dass
sie die Enzyklika des Papstes zum Schutz der Umwelt „Über die Sorge für das Gemeinsame Haus“ ernst genommen und danach gehandelt habe.

RWE will die über 1000 Jahre alte Kirche 2023 vernichten um die darunterliegende Braunkohle verbrennen zu können. Die Pfarrei Erkelenz
hatte die Kirche in einem intransparenten Verfahren an RWE verkauft, was auf große Empörung innerhalb der gläubigen Dorfgemeinschaft gestoßen war. Der zuständige Pfarrer Rombach hatte einen schnellstmöglichen Verkauf anvisiert und auch nach mehrmaliger Aufforderung der betroffenen Gemeinde kein Interesse daran bekundet, die Kirche bewahren zu wollen.