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Tamara

Geboren und aufgewachsen in Düren, hab ich als kleines Kind schon Ausflüge mit meinem Uropa an die Abbruchkante bei Kirchberg gemacht. Damals noch fasziniert, wurde mir über die schwere und leidvolle Erkrankung meines Opas, der über viele Jahre bei RWE gearbeitet hatte, bald klar – da geht doch irgendwas nicht mit rechten Dingen zu. So richtig bewusst geworden ist mir das ganze aber erst jetzt, in meinen Mittzwanzigern. Der Indemann, von mir von Anfang an aufgrund seines ausgestreckten rechten Armes, nur „liebevoll“ „der Metallnazi“ genannt, war dabei der Ausschlag gebende Punkt. Er gab mir so ein Gefühl von Bestechung.

Die folgenden Jahre habe ich mich verstärkt mit dem Thema Politik, Tier- und Umweltschutz auseinander gesetzt. Was folgten waren erst Beteiligungen an Petitionen, dann Teilnahme an Demonstrationen wie zB der „Stop TTIP/CETA“ in Köln und ehrenamtliches Engagement im Tierschutz. Doch erst die vergangenen Wochen und die vielen tatkräftigen Aktivisten haben mich inspiriert, meine Sorge vor strafrechtlicher Verfolgung ab zu legen und mich noch mehr ein zu bringen. Der Höhepunkt dabei war für mich eine Sitzblockade nach dem Waldspaziergang am 30.09.2018. Ich ließ mich von der Energie der Menschen mitreißen und habe erst mit Stämme und Äste zu den Blockaden getragen. Die folgenden Tage war ich stolz auf jeden einzelnen Holzsplitter in meinen Händen. Plötzlich rief eine junge, vermummte Aktivistin irgendwo würde die Polizei aufmarschieren um irgendwas zu räumen. (Ich weiß leider nicht mehr worum es genau ging)

Also sind wir mit ein paar Leuten los gelaufen und haben uns direkt vor der Polizei auf dem nassen, sandigen Boden, der angelegten „Waldautobahnen“ nieder gelassen. Tage danach tat mir noch der Hintern von den aufgeschütteten spitzen Schottersteinen weh *haha* Wir haben gesungen und uns unterhalten. Sehr interessante, lustige Gespräche. Wir haben unser Proviant miteinander geteilt. Viele, wie ich, waren nicht auf so einen langen Aufenthalt im Wald vorbereitet. Später machte irgendwer Musik an und wir standen auf und haben vor der Polizei mit schmutzigen Hosenböden getanzt. Und tatsächlich, wie von uns besungen, haben die Polizisten ihre Helme abgenommen. Der Einsatzleiter hat sich sogar hinreißen lassen ein intensives Gespräch mit einer Demonstrantin zu führen, dem ich und einige andere interessiert gelauscht haben. Dieser Tag war eine Inspiration. Er hat mir gezeigt: Friedlicher Widerstand ist vielleicht nicht legal aber durchaus legitim. Vor allem wenn Industrie und Politik auf unsere (und damit meine ich Aktivisten, Rwe Mitarbeiter, Anwohner und Polizisten) Kosten die Taschen voll machen. Und ich werde mich ihm weiter widmen. Für meinen Uropa, für meinen Opa, für meine Heimat und für meine zukünftigen Kinder und alle weiteren Generationen. Sonst könnte ich mir morgens im Spiegel nicht mehr guten Gewissens in’s Gesicht schauen. Danke dafür.

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