Beethovens „Pastorale“ als Klanginstallation mit Orchester am Tagebau Garzweiler

Erstes Klassik-Konzert nach den Lockerungen wird Statement für Erhalt der Braunkohle-Dörfer / Ticketvergabe am Freitag, den 22. Mai auf dem Marktplatz in Erkelenz

Keyenberg. Am Pfingstmontag erklingen in Keyenberg um 13 Uhr Auszüge aus Beethovens Werk, gespielt von über 50 Spitzen-Berufsmusiker*innen aus dem Rheinland. Als Beitrag zum „World Pastoral Day“ des UN-Klimasekretariat setzen die Musizierenden zusammen mit dem Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ ein Statement für den Erhalt der Dörfer und gegen den Braunkohletagebau. Das Orchester spielt Beethovens 6. Symphonie („Pastorale“) in einem Freiluft-Wandelkonzert auf einem von der Abbaggerung bedrohten Bauernhof. Es ist das erste Klassik-Konzert in dieser Größenordnung seit den Lockerungen der Corona-Verordnungen.

„Die Pastorale ist ein Ausdruck von Beethovens Naturverbundenheit. Was hätte der Komponist zum Klimaschutz und zum Abbaggern unserer Dörfer gesagt? Die Verstromung der Braunkohle nimmt uns nicht nur unsere Höfe und Häuser, sie ist auch eine massive Bedrohung für die Natur!“, so Dorothee Cüppers aus dem bedrohten Dorf Berverath.

Das Konzert ist ein Beitrag zum „World Pastoral Day“ am 5. Juni 2020, zu dem Musiker*innen aufgerufen sind, die Pastorale mit einem Statement zum Klimaschutz und zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zu verknüpfen. Eigens für diesen Anlass wurde auf Initiative eines Musikers des Beethoven-Orchesters Bonn ein hochklassiges Symphonieorchester aus den Spitzen-Berufsmusikern des Rheinlands zusammengestellt.

Um die Sicherheit in Zeiten der Corona-Pandemie zu gewährleisten, hat sich das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ ein besonderes Konzept überlegt: Die Musiker*innen stehen auf dem Gelände des Hofes verteilt und spielen die Pastorale synchron. Die Zuhörenden können, mit viel Abstand und Mund-Nasen-Schutz ausgestattet, den Klangpfad entlang spazieren und so die Musik Beethovens in einem ganz neuen Zusammenhang entdecken. Ludwig van Beethoven wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden.

Erste Tickets für das Konzert in Keyenberg gibt es am Freitag, den 22. Mai. Wer zwischen 11 und 12 Uhr gelb gekleidete Menschen auf dem Wochenmarkt in Erkelenz mit der Losung „Alle Dörfer bleiben“ anspricht, kann gegen Spende eine Konzertkarte bekommen. Ohne Karte ist der Zugang zu dem Konzert leider nicht möglich, da nur so sicher gestellt werden kann, dass die maximal zulässige Anzahl an Gästen nicht überschritten wird.

Wann: 01.06. um 13 Uhr

Wo: Keyenberg

Kontakt: www.alle-doerfer-bleiben.de

Zerstörungen: RWE dreht an der Tempo-Schraube

Während die Kohlekommission um ihren Abschlussbericht rang, diesen veröffentlichte und in Politik und Medien die Diskussion um die Deutungshoheit lobrach, legte RWE sowohl in den Grubenranddörfern in Hambach als auch in Garzweiler noch einmal einen Zahn zu und beschleunigte die Zerstörungen. Anwohner berichten aus Keyenberg:

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  1. Letzten Samstag und Sonntag wurden 30 m von bewohnten Häusern entfernt unter dauerhafter Lärm-, Licht- und Schmutzbelastung Pumpstationen gebaut. Das dauernde Hämmern ging beispielsweise am Samstag bis 17.45 Uhr und stoppte erst nur weil wir uns bei RWE telefonisch massiv beschwert haben. Sonntagmorgen ging es ungeachtet dessen weiter. Vorbereitungsarbeiten für weitere Brunnen mitten im Ort sind in der letzten Woche verstärkt worden.
  2. RWE hat am Donnerstag letzter Woche rechtswidrig auf noch nicht verkauften/enteigneten Ackerflächen 5 m breite und 80 m lange Gräben und Wälle gezogen, vermutlich um dort Rohre zu verlegen. Erst nach Einschaltung eines Anwalts ist RWE zurück gerudert und sagt, dass alles ein Versehen war.
  3. RWE hat mitten in der Weihnachtszeit Enteignungen von Ackerflächen auf den Weg gebracht.
  4. RWE hat persönliche Schreiben von Umsiedlern, in denen diese sich um Ausgleichs-Grundstücke und –Häuser bemühen, an unbeteiligte Dritte weitergeleitet. Teilweise direkt aus den Dörfern. Mit der Folge, dass diese persönlichen Planungen rechtswidrig Dritten gegenüber offen gelegt wurden.
  5. Und schließlich heute der Kahlschlag im Keyenberg/Kuckumer Wald. Zur absoluten Unzeit werden uralte Bäume gefällt für eine Grubenrandstraße, die vermutlich nie benutzt wird. Bis zum Wochenende soll da alles versiegelt und asphaltiert werden. Mitten im Wald.

Fazit: RWE interessiert die KoKo-Empfehlung „Landesregierung soll mit Dörfern in Dialog treten“ null. Im Gegenteil: Bevor der Dialog irgendwann vielleicht beginnt, will RWE alles schon zu seinen Gunsten geregelt haben.

Wir machen weiter viel Fernsehen, Radio, Presse, fordern Politiker zur Unterstützung auf. Viele von uns sind am Limit, aber wir kämpfen weiter.

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(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.)