„Alle Dörfer bleiben“ klagt Demonstrationsrecht ein +++ Trotz Einhaltung aller Schutzmaßnahmen: Ordnungsamt untersagt Menschenkette

Alle Teilnehmenden der Menschenkette „Abstand halten“ sollen Mundschutzmasken tragen und drei Meter Abstand zueinander halten. Die Organisator*innen haben die Versammlung für maximal 50 Personen angemeldet. In Verlautbarungen auf Webseite, Twitter und Facebook bittet „Alle Dörfer bleiben“ zudem ausdrücklich darum, nicht persönlich zur Demonstration zu kommen, damit die maximale Personenzahl nicht überschritten wird. Man bekomme die 50 Teilnehmenden mit Menschen aus den Dörfern voll.

„Shoppen erlaubt, demonstrieren nicht? Wir können bei unserer Menschenkette auf der Landstraße viel leichter Abstand halten als in den Kaufhäusern, die nun wieder öffnen dürfen. Wir halten uns an alle verordneten Auflagen, aber unsere Grundrechte werden trotzdem missachtet. Das ist ein Skandal! Dagegen gehen wir vor Gericht.“ kommentiert David Dresen aus dem bedrohten Dorf Kuckum.

Britta Kox aus Berverath ergänzt: „Wir wollen auch lieber Zuhause bleiben, aber während alle mit Corona beschäftigt sind, reißt RWE in Lützerath Häuser ab und lässt seine riesigen Bagger Kurs auf Keyenberg nehmen. Dabei ist Braunkohle-Strom das Letzte, was die Welt gerade braucht. Doch anstatt dass die Landesregierung den klimaschädlichen Kohleabbau stoppt, hindert sie uns daran, uns zu wehren.“

Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ fordert den sofortigen Stopp aller Zwangsumsiedlungen, aller Abrissarbeiten, Flächen- und Naturzerstörungen in den Braunkohlerevieren. Es setzt sich für den Erhalt der vom Braunkohlebergbau bedrohten Dörfer, den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kohleförderung sowie die Einhaltung der Pariser Klimaziele ein.

Anwohnende planen „Menschenkette mit Maß“ gegen Tagebau / Erste Aktion im Kreis Heinsberg seit Corona-Ausbruch – mit 3m Abstand und Mundschutz

Wichtiges Update/Appell der Organisator*innen:

Leider können wir derzeit keine große Veranstaltung machen, wir haben die Menschenkette deshalb für 50 Leute angemeldet, die wir aus den Dörfern voll bekommen. Komm‘ also diesmal bitte nicht, aber schicke gerne Deinen Namen an info[at]alle-doerfer-bleiben.de , wir schreiben ihn auf gelbe Bänder zwischen uns!T

Wir freuen uns auch, wenn Du uns durch Öffentlichkeitsarbeit (im Bekanntenkreis, Leser*innenbrief, etc) oder im Netz unterstützt, z.B. auf twitter und/oder facebook – wir versuchen für Donnerstag auch einen live stream zu organisieren.

Mit den allerbesten Grüßen,
die Menschen von „Alle Dörfer bleiben! Rheinland“

 

Erkelenz /Alle Dörfer bleiben: Anwohnende der bedrohten Dörfer am Tagebau Garzweiler haben für Donnerstag den 30. April eine Protestveranstaltung am Rande der Kohlegrube angekündigt. Unter dem Motto „Abstand halten – zu Virus und RWE“ wollen sie um 18 Uhr zu einer „Menschenkette mit Maß“ zusammenkommen – mit Mundschutz und drei Metern Abstand zwischen den Teilnehmenden. Die Aktion sei nötig, weil RWE im Schatten der Corona-Krise immer schneller auf die Dörfer zu baggere und Abrissarbeiten vornehme.

„Wir halten Abstand, RWE nicht: Der Konzern nutzt Corona aus. Während alles andere still steht, graben sich die Bagger mit Billigung der Landesregierung frontal auf unsere Dörfer zu. In den letzten Wochen wurde die obere Schicht vor Keyenberg in schwindelerregendem Tempo abgetragen. In Lützerath werden zudem die ersten Häuser abgerissen. Der Konzern agiert nach dem Motto: Was einmal zerstört ist, kann man nachher leichter abbaggern. Uns bleibt daher keine andere Wahl, als uns dem in den Weg zu stellen.“ so Britta Kox aus Berverath.

David Dresen aus Kuckum ergänzt: „Wir wollen auch lieber Zuhause bleiben, aber wenn wir RWE nicht stoppen, haben wir bald kein Zuhause mehr. Das Absurde ist: Aufgrund des gesunkenen Strombedarfs wird derzeit fast kein Braunkohlestrom mehr benötigt. Die Coronakrise hat uns gezeigt, welch drastische Maßnahmen notwendig werden, wenn die Regierung zu spät handelt. Es wird daher höchste Zeit, die Kohleverstromung zu stoppen und unsere Dörfer zu retten. Das rechnet sich am Ende für alle: Kohle ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch verdammt teuer. Wir fordern Ministerpräsident Laschet daher auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass die Bagger auf der obersten Sohle sofort abgeschaltet werden.“

Die Aktion „Abstand halten – zu Virus und RWE“ wird von der Initiative „Alle Dörfer bleiben! Rheinland“ organisiert. Das Bundesverfassungsgericht hat letzte Woche klargestellt, dass Demonstrationen auch während der Corona-Maßnahmen möglich sein müssen, wenn sie mit ausreichenden Schutzmaßnahmen verbunden sind. Bei der Aktion sollen die Teilnehmenden daher drei Meter Abstand zueinander einhalten und Mundschutz tragen.

„Alle Dörfer bleiben!“ ist ein bundesweites Bündnis, in dem sich Betroffene aller Braunkohle-Regionen und Aktive aus der Klimagerechtigkeitsbewegung gemeinsam gegen Zwangsumsiedlung und Klimazerstörung einsetzen. Die Landesregierung NRW und der Kohlekonzern RWE wollen für den Braunkohle-Tagebau Garzweiler noch sechs Dörfer zerstören und 1.500 Menschen umsiedeln, „Alle Dörfer bleiben!“ wehrt sich gegen diese Pläne.

Mitmach-Aufruf: #AlleDörferBleiben Online-Aktion am 9.4 um 12 Uhr: „Zuhause (wohnen) bleiben“

Große Teile der Wirtschaft stehen während der Corona-Krise still, doch die Braunkohlebagger fressen sich weiter durch‘s Land und stehen kurz vor unseren Dörfern. Aber wir wollen „Zuhause (wohnen) bleiben“!

Am 9. April um 12 Uhr wollen wir unsere Situation deshalb in den sozialen Medien sichtbar machen. Helft uns dabei! Zeigt eure #Solidarität mit den Menschen, die auch jetzt gegen Kohle kämpfen müssen! #AlleDörferBleiben – für Klimagerechtigkeit, hier und überall auf der Welt!

VOR dem 9. April: Schickt uns vorher Online-Material, das wir posten und für eine Collage verwenden können! Fotos/Videos von kreativen Soli-Botschaften: Sprechen, singen, tanzen: alles geht! – Bilder von gelben Xen an fotogenen Orten (eure Kirche, euer Ortsschild); von Menschen mit gekreuzten Armen; von Transparenten und AlleDörferbleiben-Fahnen, die aus dem Fenster hängen. Macht eine „Homestory“ über euren Alltag in den bedrohten Dörfern.

AM 9. April: Um 12.00 Uhr wollen wir das Netz fluten! Unterstützt uns dabei auf Twitter, facebook, instagram Hashtags: #AlleDoerferBleiben #ZUHAUSEwohnenBLEIBEN #RWE_stayhome , Handles: @AlleDoerfer

#StayAtHome? Würden wir gerne, aber unsere Häuser sollen abgerissen werden für Braunkohle! Unterstützt Alle Dörfer Bleiben und postet ein Bild von euch mit dem Symbol unseres Widerstands – dem gelben Kreuz! Wir können gerade nicht auf die Straßen, aber wir kämpfen weiter gegen Braunkohle, und wir wissen, wir sind nicht allein! Zeigt eure Solidarität, postet Fotos mit gelbem X oder hängt unsere Fahne aus dem Fenster!

Danke! Eure Alle Dörfer bleiben Presse-AG

Sechs Kleine Anfragen der Grünen im Landtag NRW rund um das Thema Braunkohle

Wie viel Braunkohle bleibt im Tagebau Inden ungenutzt?

http://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-8626.pdf

Was tut die Landesregierung für die Menschen in den Garzweiler-Dörfern?

http://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-8627.pdf

Zu welchen Tagebauen wird die Landesregierung eine neue Leitentscheidung vorlegen?

http://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-8628.pdf

Was bedeutet die neue Leitentscheidung für die Braunkohlenplanung?

http://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-8630.pdf

Was tut die Landesregierung für die Menschen in Morschenich und Manheim?

http://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-8631.pdf

Wie wird die Landesregierung den Hambacher Wald dauerhaft sichern?

http://landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-8632.pdf

 

Tagebaubetroffene kritisieren NRW-Ministerpräsident Laschet: „Er unterstützt die Falschdarstellungen von RWE“

Irreführende Zahlen zum Stand der Zwangsumsiedlungen am Tagebau Garzweiler

Wir wollen bleiben und werden dafür kämpfen!“

Erkelenz, 23. Januar. Anlässlich der Rede des Ministerpräsidenten Armin Laschet vor dem Nordrhein-Westfälischen Landtag zum neuen Kohleausstiegsplan kritisiert das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ den Ausstiegsplan und die Politik des Ministerpräsidenten scharf. Noch sechs weitere Dörfer im Raum Garzweiler sollen laut dem vergangene Woche in Berlin vereinbarten Plan für den Braunkohleabbau zerstört werden, die Zukunft der Dörfer Manheim und Morschenich am Tagebau Hambach bleibt ungewiss. Armin Laschet wiegelt die Verantwortung für die Zerstörung der Dörfer auf die Bundesregierung ab und brachte irreführende Zahlen zum Stand der Umsiedlungen in Umlauf.

„Wir in den Dörfern sind entsetzt, wie Herr Laschet sich seiner Verantwortung für den geplanten Abriss der Dörfer entzieht. Er weiß sehr wohl, wie sehr die Menschen hier unter der Zerstörung ihrer Heimat leiden, er hat uns besucht und seine Unterstützung zugesichert. Danach haben wir ihn nie wieder gesehen“, so Britta Kox aus dem bedrohten Dorf Berverath. „Letzte Woche hat er auch noch überhöhte Zahlen zum Stand der Umsiedlungen in den Raum geworfen und unterstützt so die Falschdarstellungen von RWE, dass hier angeblich kaum noch jemand lebe. RWE und Laschet wollen, dass unsere Heimat verschwindet. Aber unsere Dörfer sind lebendig und sollen es auch bleiben!“

In einem Interview mit dem WDR hatte Armin Laschet behauptet, es seien „zum Teil schon 70% der Menschen umgesiedelt“. Tatsächlich leben durchschnittlich 60% der ursprünglichen Einwohner*innen in den Dörfern, trotz unsicherer Zukunftsaussichten haben 40% der Hauseigentümer*innen in den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Berverath und Ober- und Unterwestrich dem Verkauf an den Braunkohlekonzern RWE noch nicht zugestimmt. 18% aller Bewohner*innen verweigern die Verhandlungen mit RWE.

Trotz Einigung über einen Verkauf wohnen viele Menschen weiterhin in ihren Dörfern. Auch viele, die bereits weggezogen sind, wären erleichtert, wenn ihre alte Heimat erhalten bliebe und machen Pläne, wie sie ihre Häuser zurückkaufen könnten, so Martina Himmelreich, die ehemals in Unterwestrich wohnte: „Meine Mutter hat mit über 80 Jahren ihr Zuhause verlassen müssen. Das ist ihr sehr schwer gefallen, einen alten Baum verpflanzt man nicht. Wenn unser Haus stehen bleiben könnte, wäre uns das ein Trost.“

David Dresen aus dem bedrohten Dorf Kuckum: „Laschet und RWE versuchen, die Zwangsumsiedlungen als ‚sozialverträglich‘ darzustellen. Fakt ist aber: die Menschen in den bedrohten Dörfern werden krank, sterben früher und die Dorfgemeinschaften werden durch die Umsiedlung auseinandergerissen, denn nur 30% ziehen an den neuen Ort. Das können wir nicht hinnehmen – erst recht nicht in Zeiten der Klimakrise, in der wir sofort aus der Braunkohle aussteigen müssten. Wir wollen bleiben und wir werden dafür kämpfen, dass unsere Dörfer und damit auch das Klima gerettet werden!“

„Alle Dörfer bleiben“ ist ein deutschlandweites Bündnis durch Braunkohletagebau bedrohter Dörfer. Nachdem die Einigung zum Ausstiegsplan am 16.1. bekannt wurde, erhielten die Dörfer Unterstützungszusagen von Umweltverbänden und der Klimabewegung, wie Fridays for Future und Ende Gelände. Das Bündnis kündigt Widerstand mit zahlreichen Aktionen in den kommenden Monaten an und lädt zum 8. März zum Dorfspaziergang in Keyenberg bei Erkelenz ein. Keyenberg soll 2023 für den Braunkohleabbau zerstört werden.